Kommentar:Wenig Interesse an Fakten

Die Krähen-Gegner in Puchheim sollten am runden Tisch mitreden dürfen. Allerdings müssen sie dafür auch bereit sein, Fakten anzuerkennen

Von Peter Bierl

Die Saatkrähen im Süden Puchheims sind sicher für manche Anwohner eine Plage geworden. Sie machen Lärm und hinterlassen viel Dreck. Abhilfe wäre den Betroffenen zu wünschen. Es gibt eine Art runden Tisch im Rathaus, an dem Vertreter von Behörden und Umweltverbänden beraten, zu dem Vertreter einer Bürgerinitiative nicht immer eingeladen waren. Das könnte ein Forum sein, in dem alle Beteiligten über das komplizierte und kontroverse Thema diskutieren und nach Lösungen suchen.

Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass Anwohner sich nicht als faktenresistente Wutbürger gebärden, die nicht einmal vor Verschwörungstheorien zurückschrecken. So wird geraunt, manche Leute wollten, dass die Saatkrähen bleiben, etwa weil sie daran verdienten oder Experimente machen. Das zielt auf eine Biologin aus den Reihen des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), die die Stadt zu Rate zieht. Sie avanciert ebenso wie eine Biologin aus dem Umweltamt mehr und mehr zum Hassobjekt. Der Falkner, den die Wutbürger anheuern wollen, und der seine Erfolge in Meitingen und anderswo anpreist, arbeitet allerdings auch nicht für lau.

Die Initiative disqualifiziert sich als Gesprächspartner, wenn sie Experten diffamiert und Argumente ignoriert, bloß weil sie ihr nicht in den Kram passen. Alle Warnungen, dass sich Saatkrähen rasant vermehren und ausbreiten, wenn man sie stört, wurden in den Wind geschlagen, haben sich aber bestätigt. Es ist der Initiative auch unbenommen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, bloß muss sie dann die Unterschiede zur Kenntnis nehmen: Meitingen, auf das dauernd verwiesen wird, liegt in der dünner besiedelten Ebene des Lech, dort lässt sich leicht ein Ausweichquartier für Saatkrähen finden. Puchheim dagegen ist mitten in einer verstädterten Zone. Es wird schwierig, ein Reservat zu finden und die Krähen genau dorthin zu lotsen und nicht in Nachbarkommunen. Und selbst in Meitingen muss der Falkner jedes Jahr zur Nachsorge anrücken, damit die Krähen nicht wiederkehren.

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