Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Weichenstellung mit Weitblick

Lesezeit: 1 min

Das Kulturzentrum Puc feiert sein 20-jähriges Bestehen

Von Peter Bierl

Die Puchheimer können stolz sein auf ihr Kulturzentrum Puc. Und das aus mehreren Gründen. Rechtzeitig hat der Gemeinderat 1990 erkannt, dass ein klassisches Bürgerhaus mit Mehrzwecksaal, für die Vereine und im konventionellen Stil errichtet, nicht das ist, was eine solche Kommune braucht. Denn aus der bescheidenen Siedlung der Grattler im Moos war in den Sechzigerjahren ein Konglomerat von "Arbeitnehmerschließfächern" entstanden. Die Infrastruktur aus Straßen, Kindergärten und Schulen musste aus dem Boden gestampft werden, bevor mit Sportzentrum und Bürgertreff die ersten öffentlichen Treffpunkte entstanden.

Was der Ansammlung von Reihen- und Hochhäusern fehlte, war ein richtiges Zentrum. Das aktuelle Ringen um die Ortsmitte zeigt, dass diese Funktion bis heute nicht ausgefüllt ist. Aber das Puc war ein erstes und zentrales Element, auch wenn es jenseits der akademischen Mittelschicht wohl wenig Publikum anlockt. Das kann kein Vorwurf sein, denn jede solche Einrichtung kann in einer Gesellschaft, die in Klassen, Schichten und Milieus aufgespalten ist, nur einem Teil der Bürger gerecht werden. Es ist deshalb wichtig, dass die Stadt im Altdorf und in der Planie entsprechende Projekte fördert - der Umbau der Kennedywiese ist ein solches Element.

Schon die ausgefallene Konstruktion des Puc aus Beton, Glas und Holz sowie einem 1000 Quadratmeter großen Membrandach, die seinerzeit von einer knappen und mutigen Mehrheit im Gemeinderat beschlossen wurde, ist mehrfach ausgezeichnet worden und darf inzwischen als architektonisches Wahrzeichen der jungen Stadt gelten. Zugleich bewies die Kommune das richtige Augenmaß bei der Dimensionierung. Und die Kooperation von kommunalem Kulturamt und Kulturverein hat sich bewährt. Das Programm ist ansprechend und abwechslungsreich, mit Musik, Theater, Kabarett, Ausstellungen und dem originalen Format der Taschenoper. Es ist nicht provinziell, weil Künstler und Veranstalter einen weiten Horizont haben, aber auch kein Kommerztempel geworden, weil das Haus nicht auf eine solche Quersubventionierung angewiesen ist.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4435412
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 07.05.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.