Für berufstätige Eltern, vor allem für Alleinerziehende, ist Wechselunterricht, bei dem die Kinder abwechselnd in der Schule und daheim unterrichtet werden, eine Zumutung. Eine plötzliche Quarantäne oder gar eine Infektion sind aber noch schwerer zu bewältigen. Dabei zeigen die Zahlen für den Landkreis, dass Kinder sehr wohl häufig infiziert sind und das Virus weiterverbreiten. Das jetzige Modell, bei dem die Schulen für alle offen gehalten werden sollen, zeigt schon jetzt, Mitte November, eklatante Schwächen: Lehrer haben Angst, in die Schule zu gehen, Schulleiter nähern sich dem Ende ihrer Kräfte, Eltern rechnen täglich mit einer Verschlechterung. Am besten scheinen noch die Kinder selbst zurecht zu kommen.
Die Pandemie verlangt allen viel ab. Schwerer zu ertragen als Beschränkungen, deren Sinn erkennbar ist, sind Ungewissheit, Unsicherheit und der Eindruck, dass in ähnlichen Situationen unterschiedlich gehandelt wird. Wer soll verstehen, dass sich einerseits die Schüler in den Schulbussen drängeln, dass sie in vollen Klassenzimmern ohne genügenden Abstand sitzen dürfen, aber nachmittags nicht zwei Freunde treffen dürfen? Wer soll vor diesem Hintergrund verstehen, dass fünf ältere Damen nicht miteinander an der Amper wandern dürfen? Wer kann begreifen, dass es am Kloster Fürstenfeld sinnvoll sein soll, auch im Freien eine Maske zu tragen, nicht aber am Nöscherplatz in Olching?
Es ist erst November. Vermutlich liegt noch ein ganzer Winter mit dem Virus vor uns, wenn nicht doch ganz schnell die Impfung ausreichend vieler Menschen gelingt. Um diese lange Zeit durchzustehen brauchen Eltern, Lehrer und Schüler, ja alle Menschen im Landkreis, Sicherheit, die das Vertrauen in die Behörden wachsen lässt. Für die Schulen braucht es ein verlässliches Modell, das über lange Zeit aufrecht erhalten werden kann und kein Kind zurücklässt. Für den öffentlichen Raum braucht es Politiker, die mit Augenmaß verständliche Regeln erlassen. Und alle miteinander brauchen Gelassenheit, Optimismus und Zusammenhalt. Irgendwann wird diese Prüfung ausgestanden sein.