Kommentar:Verkanntes Erfolgsmodell

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Der Vereinssport hat sich auch im Landkreis bewährt. Von der Politik aber wird er häufig noch allzu stiefmütterlich behandelt

Von Karl-Wilhelm Götte

Turn- und Sportvereine sind auch im Landkreis eine Heimstätte von Bewegung und Sport, aber auch von Geselligkeit und vor allem Integration von Migranten, die besonders von den Fußballabteilungen schon seit 50 Jahren vorbildlich betrieben wird. Die Mitgliederzahlen sind stabil oder steigen leicht. Mit Recht sind die Vereine besonders stolz darauf, dass 40 und mehr Prozent ihrer Mitglieder Kinder und Jugendliche sind. Dochdie Vereine stoßen fast durchgehend an Kapazitätsgrenzen und führen schon Wartelisten.

Der TuS Fürstenfeldbruck kämpft seit langem um eine zusätzliche Halle für den Vereinssport. Ihr langjähriger verdienstvoller Vereinschef Herbert Thoma hat sich in diesem Kampf buchstäblich aufgerieben. Der EV Fürstenfeldbruck strebt verständlicherweise seit fast 50 Jahren nach einer Eishalle, um Eishockey und Eislaufen nicht im Freien betreiben zu müssen. Priorität hatte immer etwas anderes. Die Eissportler können nicht glauben, dass das viel kleinere Peiting sich schon lange eine Eishalle leisten kann. Die kommunale Unterstützung des Vereinssports darf nicht nachlassen. Eher muss sie neu justiert werden. Keinesfalls darf es passieren, dass in Puchheim zwei Hallen abgerissen werden und das Ersatzquartier für die Realschule und das Gymnasium nicht nahtlos bereit steht. Darunter leidet der in Sonntagsreden immer so gepriesene Schulsport ganz massiv, genauso wie der Vereinssport. Die versprochene Traglufthalle für die Sporttreibenden steht bis heute nicht. Das ist ein Unding. Von Ostern ist jetzt in Puchheim die Rede. Auch das ist nicht sicher. Hier ist der Landkreis verantwortlich, und er hat eindeutig versagt. Zudem sind Puchheims Schwimmer jetzt eher Landratten, weil auch noch das kleine Hallenbad mindestens zwei Jahre lang nicht genutzt werden kann. Die weitgehend ehrenamtliche Organisation von Sport in Vereinen ist ein Alleinstellungsmerkmal hierzulande. Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben so einen preiswerten Zugang zu Sport und Bewegung. Woanders kennt man diese Art ehrenamtlich organisierten Vereinssports überhaupt nicht. Dort muss man viel Geld bezahlen, so dass ärmere Menschen, zum Beispiel in den USA, sich diesen "Luxus" nicht leisten können.

In Bayern und damit auch im Landkreis darf der BLSV nicht nur in angeblichen Mitgliederrekorden schwelgen, sondern gerade die BLSV-Spitze muss ihren Einfluss massiv geltend machen und bei der Staatsregierung auf mehr Sportförderung drängen. Die BLSV-Kreisvorsitzenden vor Ort, die den Kontakt zu den Vereinen halten, stehen da häufig allein auf weiter Flur da.

© SZ vom 02.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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