Kommentar:Unverständliches Zögern

Der Grüne Martin Runge wäre für die BBV mangels eigener Bewerber ein geeigneter Kandidat. Dafür müssten aber etliche Mitglieder über ihre Schatten springen

Von Gerhard Eisenkolb

Die Brucker BBV war schon immer ein wilder Haufen, der anders funktionierte als andere politische Gruppierungen. Das war einmal ihr Markenzeichen. Umso mehr überrascht, dass es für einige BBV-Mitglieder nun ein Problem ist, mit einem Politiker in den OB-Wahlkampf zu ziehen, der ein Grüner ist und nicht in Fürstenfeldbruck wohnt. Hätte die BBV einen eigenen Bewerber, wäre diese Haltung noch verständlich. Da das aber nicht der Fall ist, sollten politischer Sachverstand und Erfahrung bei der Kandidatenkür mehr zählen als ein Wohnsitz einige Kilometer außerhalb von Bruck.

Nach der Qualifikation ist Martin Runge nun mal der beste Bewerber, den die BBV finden kann. Wegen seiner langjährigen persönlichen Nähe zur BBV bringt der Gröbenzeller sogar etwas BBV-Stallgeruch mit. So fremd, wie nun getan wird, sind sich beide Seiten also nicht. Sollte sich die BBV nicht auf Runge einigen, riskiert sie, das Rathaus an die CSU zu verlieren und damit die Möglichkeit, Stadtpolitik zu gestalten. Die BBV würde zudem den eigenen Untergang einleiten, zumindest den Verlust von so vielen Stadtratsmandaten, dass die Gruppierung bedeutungslos werden könnte. Die ersten, die erkannten, welcher Gewinn ein Runge ist, sind die Brucker Grünen. Daher sind sie bereit, mit der BBV mit einem gemeinsamen Kandidaten anzutreten. Runge ist ein wertkonservativer Grüner, der seit Jahrzehnten Politik im Landkreis mitgestaltet und mit dem Landrat Thomas Karmasin (CSU) gerne im Kreistag ein schwarz-grünes Bündnis eingegangen wäre, was Runge ablehnte. Mit dem Grünen im Brucker Rathaus könnte sich also fortsetzen, was Pleil vormachte: eine Gestaltungsmehrheit jenseits von CSU und Freien Wählern.

Einigen sich Grüne und BBV nicht auf den gemeinsamen Kandidaten, verbessert das nur die Chancen des bisher einzigen CSU-Bewerbers Erich Raff deutlich. Da Raffs einziger parteiinterner Mitbewerber Andreas Lohde der Spatz in der Hand lieber ist als die Taube auf dem Rathausdach, also als der unsichere OB-Sessel, kann der amtierende Bürgermeister mit Erfahrung und Beliebtheit punkten. Den "Brucker Trump" Thomas Lutzeier muss Raff nicht fürchten. Dieser ist ein Leichtgewicht. Zudem wird die OB-Wahl nicht bei Facebook entschieden.

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