Kommentar:Unheilvolles Zeichen

Die geringe Anmeldungszahl für die Landwirtschaftsschule zeigt, dass der Beruf des Landwirts in der Krise steckt

Von Ingrid Hügenell

Die Landwirtschaftsschule in Fürstenfeldbruck kann heuer nur mit Mühe und einer Ausnahmegenehmigung einen neuen Lehrgang beginnen. Zu wenige Schüler hatten sich angemeldet. Mancher mag sich fragen, was ihn das angehe, er wolle ja kein Bauer werden. Und vielleicht sind die geringen Zahlen heuer ja auch nur ein Ausrutscher. Viel wahrscheinlicher aber sind sie ein deutliches Warnsignal, ein Zeichen einer unheilvollen Entwicklung.

Es machen sich die Folgen des Höfesterbens bemerkbar, das auch im Landkreis weitergeht. Der Bauernverband und die Landwirtschaftspolitik mit ihren Subventionen haben dazu beigetragen - mit dem Slogan "Wachsen oder weichen" und den Zahlungen, von denen große Betriebe viel mehr profitieren als kleine. Viele gaben auf, als die Milchpreise in den Keller sanken. Dazu kommt, dass den Landwirten vorgeworfen wird, sie seien schuld am Artensterben und zu Teilen auch am Klimawandel. Das ist nicht ganz falsch. Man darf aber nicht übersehen, dass die Bauern nur ausgeführt haben, was ihnen Politik und Funktionäre vorgaben. Nun ist das Image des Berufs im Keller. Kein Wunder, dass es an jungen Leuten fehlt, die an der Landwirtschaftsschule ihren Meister machen wollen.

Wenn Familienbetriebe aufgeben, werden ihre Flächen von größeren Betrieben aufgekauft. Das fördert im Endeffekt genau die industrialisierte Landwirtschaft mit Monokulturen und Massentierhaltung, von der Bauernfunktionäre und Landwirtschaftspolitiker zumindest sagen, sie sei nicht gewollt, und die viele Verbraucher wirklich ablehnen. Politik und Bauernverband müssen endlich wirksam gegensteuern. Dazu gehört auch die Förderung der ökologischen Bewirtschaftung. Wenn die bäuerliche Landwirtschaft wegbricht, verändert sich nicht nur die schöne Kulturlandschaft in Oberbayern. Es wird auch dazu führen, dass mehr Produkte aus Ländern mit schlechteren Umweltstandards eingeführt werden. Das kann keiner wollen

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