Kommentar:Unbefriedigende Notlösung

Mit Hilfskräften lässt sich das Personalproblem von Kintertagesstätten nicht lösen. Wer dem Mangel an Erzieherinnen etwas entgegensetzen möchte, muss sich mit grundlegenden Fragen befassen

Von Julia Bergmann

Dass Olching Freiwillige als Hilfskräfte in Kinderbetreuungseinrichtungen beschäftigen will, zeigt in welche Notsituation der Erzieherinnenmangel die Stadt bringt. Grundsätzlich jeden als Hilfe einzustellen, der in irgendeiner Form qualifiziert ist und einen tadellosen Leumund hat, kann aber nicht die Lösung eines Problems sein, dessen Wurzeln viel tiefer liegen. Freiwillige Hilfskräfte einzusetzen, wäre höchstens als provisorische Lösung akzeptabel. Nur, um als Provisorium durchgehen zu können, müsste sich ein Ende des Erzieherinnenmangels abzeichnen - und das tut es nicht.

Am Ende könnte aus einer Notlösung eine Dauereinrichtung werden. Passiert das, wird eintreffen, was Bürgermeister Andreas Magg schon im Vorhinein ahnt: Erzieherinnen werden zurecht darauf hinweisen, dass ihre Arbeit, für die sie eine langwierige und teure Ausbildung absolviert haben, nicht von ungelernten Hilfskräften übernommen werden kann. Natürlich wird von Politik und Verwaltung betont, dass es sich nur um einzelne Handreichungen handelt, um kleine Aufgaben. Aber wo soll die Grenze für solche Handreichungen verlaufen?

Schlimmer noch: Es bleibt zu befürchten, dass eine solche vermeintlich einfache und zudem auch kostengünstige Lösung bewirkt, dass übergeordnete Stellen keine Notwendigkeit sehen, das eigentliche Problem an seiner Wurzel anzupacken. Dieses kann nämlich sicher nicht in Olching allein gelöst werden, dazu braucht es etwa die Kommunalen Arbeitgeberverbände oder die Bundespolitik. Denn wer dem Erzieherinnenmangel etwas entgegensetzen möchte, muss sich mit ganz grundlegenden Fragen auseinandersetzen. Wie der, warum sich immer weniger junge Menschen für diesen Beruf entscheiden. Beantwortet werden kann das sicherlich auf unterschiedliche Weise. Mit ungünstigen Ausbildungsbedingungen oder einer zu schlechten Bezahlung etwa. Wer sich die Antworten anhört, dem wird schnell klar werden, dass sich, was den Erzieherberuf betrifft, ganz Grundsätzliches ändern muss. Es sei denn, man legt keinen Wert darauf, dass Kinder von gut ausgebildetem, fair entlohntem Personal betreut werden.

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