Kommentar:Strampeln für die Verkehrswende

Ob nun mit oder ohne Fahrradstraßen - man sollte öfters das Auto stehen lassen

Von Erich C. Setzwein

Sie nerven so. Radler, wer braucht sie auf den Straßen? Wenn der Verkehr fließen soll, gehören Radfahrer und Fußgänger unter die Erde - so denken und reden Autofahrer, so lange sie nicht selbst mit dem Fahrrad fahren. Jetzt, nach der 54. Novelle der Straßenverkehrsordnung zum 28. April, müssen Autofahrer noch mehr aufpassen, und Radfahrer bekommen noch mehr Rechte und Möglichkeiten. Ein Verkehrsminister von der CSU lässt Grünpfeile für Radler an Ampeln zu und erhöht die Sicherheitsabstände zwischen Auto und Fahrrad! Immer öfter werden Radler in Einbahnstraßen den Autos entgegenkommen, ganz legal. Das neue grüne Schild für Radschnellwege könnten Autofahrer sogar leicht mit dem für die Autobahn verwechseln. Es gibt viele Neuerungen, aber eine wird sicher den Verkehr in den Städten und Gemeinden verändern: Es wird Fahrradzonen geben, genauso wie es schon Tempo-30-Zonen gibt. Das wäre vielleicht auch etwas für die Eichenauer, die seit einem Jahr nach der Antwort auf die Frage suchen, wie sie eine Fahrradstraße genehmigt kriegen.

Fahrradstraße, das klingt beschaulich, aber indem diese eine Verkehrsart bevorzugt wird, werden andere ausgeschlossen. Freilich, Ausnahmen sind möglich, und auch in Eichenau hätte man zum Beispiel in der Schulstraße und der Parkstraße Ausnahmen für andere Verkehrsmittel gemacht. So dürfte es auch in den drei weiteren Straßen sein, die untersucht werden sollen, ob sie für Fahrradstraßen taugen. Der reinen Lehre entspricht das nicht, aber es gibt leider noch keine Mehrheit für autofreie Gemeindestraßen.

Dabei hätten es die Eichenauer in der Hand, also sozusagen am Lenker, eine Verkehrswende in ihrem kleinen Ort herbeizuführen. Schon jetzt bringen die vielen Autos und Laster einerseits sowie die Ampelphasen und die Radler andererseits den Verkehr regelmäßig zum Erliegen. Wer als Autofahrer nach gültiger Straßenverkehrsordnung anderthalb Meter Abstand beim Überholen eines Radlers innerorts (außerorts sind es zwei Meter) einhalten muss, der überlegt sich das zweimal, ob er riskant auf die Gegenfahrbahn ausweicht, wo er mit dem entgegenkommendem Radler konfrontiert wird.

Es gäbe für die gemeinsamen Bemühungen von Grünen und CSU in Eichenau keine schönere Bestätigung, als wenn sich noch mehr Menschen fürs Rad entscheiden und auf kurze Wege mit dem Auto verzichten würden. Dass eine auf eine Verkehrswende abzielende Kommunalpolitik auch spürbare Konsequenzen hat, das dürften vor allem die leicht erregbaren Bürger bald bemerken. Aber das sollte ein neu gewähltes Gremium aushalten, das sechs Jahre Zeit und viele neue Möglichkeiten in der Hand hat.

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