Kommentar:Steter Tropfen höhlt den Stein

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Der Flugplatz zwischen Adelshofen und Jesenwang hat mittlerweile eine große wirtschaftliche Bedeutung. Dass die Verbindungsstraße jetzt auf dem Gelände gebaut wird, wird wohl vielen Bürgern gefallen

Von Manfred Amann

Als am 29. Mai 1962 zum ersten Mal auf einer Wiese bei Jesenwang ein Flugzeug gelandet ist, war das eine Sensation, die aber von Anfang an auch Sorgen verbreitete. Senior-Chef Max Walch, hatte sich, wie er einmal erzählte, als damals 33-jähriger Besitzer der Wiese von Gleichgesinnten der Flugsportgruppe Fürstenfeldbruck "breitschlagen lassen", das Gelände für Starts und Landungen zu testen, nachdem es beim militärischen Hausherrn im Brucker Fliegerhorst etwas eng geworden war. Nachdem weitere Testanflüge problemlos verlaufen sind, sei die Entstehung des Sonderflugplatzes nicht mehr aufzuhalten gewesen. Im Juni 1963 wurde die Genehmigung erteilt. Und damit begann auch der Streit mit den Bürgern.

Waren es anfänglich noch Ängste, der "Kalte Krieg" könnte schnell heiß werden und die Gegend könnte bei kriegerischen Handlungen wegen des Flugplatzes mit einem Bombenteppich belegt werden, kam es ab den Neunzigerjahren immer häufiger zu Beschwerden aus Adelshofen und Jesenwang wegen Lärm, Umweltbelastung und Sicherheitsproblemen, denn der Flugverkehr wurde ständig mehr und der Eigentümer war auch nicht gewillt, sich bei der Entwicklung seines Unternehmens beirren zu lassen. Nach 40 Jahren hatte sich der Flugplatz neben Riem zum meist frequentierten in der Großregion München gemausert. "Man muss endlich begreifen, dass Jesenwang kein Tummelplatz für streunende, elitäre Flugsportler ist, sondern ein leistungsfähiger Flugplatz mit großer wirtschaftlicher Bedeutung" pflegte Walch Kritiker zurechtzuweisen.

Nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" haben es die Fluglärmgegner im Lauf der Jahrzehnte aber doch geschafft, eine Ausweitung des Flugplatzes verhindern.

Nachdem der Flugplatzbetreiber eine Verlängerung der Landebahn um 150 Meter gewünscht und angeregt hatte, die Straße über den Flugplatz in einen Tunnel zu verbannen und er die Nachtbetankung von Hubschraubern zugelassen hatte, war der Protest riesig. Spätestens ab da war den Gemeindepolitikern klar, dass man von der Trasse nicht werde abweichen können, ohne die Bürger gegen sich aufzubringen. Das Beharren auf der Trasse ist so zu einer Erweiterungssperre geworden, auch wenn damit auf staatliche Gelder verzichtet werden muss. Der Besitzer hat den Flugplatz dennoch entwickeln können. Flugschulen, Hallenkapazitäten, das Fly In und die gut besuchten Veranstaltungen zeugen davon. Die Bürger werden es den Politikern dennoch danken, wenngleich man nach 20 Jahren feststellen muss, dass mit dem Einzug von immer mehr Ultraleicht-Flugzeugen die Lärm- und Umweltbelastung deutlich geringer geworden ist.

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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