Kommentar:Seltsame Provokation

Es ist schwer zu  erklären, warum sich Puchheims CSU zum Neujahrsempfang immer wieder rechte Gesinnungsgenossen als Gastredner einlädt

Von Karl-Wilhelm Götte

Markus Hammer scheint immer für eine Provokation gut zu sein; auch wenn es gegen die eigene Partei geht. Der Puchheimer CSU-Vorsitzende hatte diesmal eine bekennende Rechtsaußenpolitikerin als Festrednerin zum Neujahrsempfang eingeladen. Im vergangenen Jahr war es ein Redner, der neben anderen abwegigen Thesen allen Ernstes den Gästen empfahl, doch kleinste Kernkraftwerke in ihren Vorgärten zu installieren, weil deren Strahlung die Menschen älter werden lasse. Damals rührte sich keiner der CSU-Granden, um dem Festredner zu widersprechen. Diesmal übernahm das Thomas Karmasin.

Erstaunlich war, dass seine kurze Gegenrede auch beklatscht wurde, jedoch weit weniger als der Vortrag der Festrednerin. Angesprochen hätte sich bei den Attacken Lengsfelds gegen Merkel aber besonders auch die anwesende CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler fühlen können. Sie blieb bei den absurden Feststellungen von Lengsfeld jedoch stumm. Die Festrednerin, die ihre Sympathie für AfD-Positionen keineswegs leugnet, attackierte von ihrem dezidiert rechten Standpunkt alles und jeden. Dabei dominierten demagogische Aussagen und nicht die Fakten. Karmasin ist zuzustimmen, wenn er sagt, dass die Zuspitzung der Sprache von rechten Kreisen erfolge, wie bei der Rednerin, die den Begriff "Menschenjagd" benutzte. Doch die entscheidende Frage ist, warum gibt die Puchheimer CSU rechten Gesinnungsmenschen immer wieder eine Plattform, um krude und zum Teil hanebüchene Ansichten zum Besten zu geben und sich als CSU oder in der Union mit der CDU auch noch heftig kritisieren zu lassen? Welche Debatten, wenn überhaupt, will die Puchheimer CSU mit solchen Neujahrsansprachen anstoßen? War Hammer zuvor nicht ausreichend informiert, wer da kommt und was sie sagen wird? Das wäre kaum zu glauben. Jedenfalls ruderte er nach der Festrede und der Schelte für seine Partei erkennbar zurück. "Das waren wirklich scharfe Worte - ohne Netz und doppelten Boden. Ich kann gar nicht glauben, dass Sie für die Grünen und die CDU im Bundestag waren", kommentierte Hammer das Gehörte und gab sich verblüfft.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: