Kommentar:Rücksichtnahme als falsches Signal

Besser ist es, Misstände wie jene beim Parkplatzstreit an der Psychiatrie sofort aufzuzeigen

Von Gerhard Eisenkolb

Dass inzwischen auch im Landkreis Feuerwehren, Rettungssanitäter und Polizisten bei Einsätzen behindert und beschimpft werden, ist schlimm genug. Nun bekommen also auch noch Ärzte und Mitarbeiter der neuen psychiatrischen Fachklinik in Bruck Wut und Hass von Menschen zu spüren, für die eine solche für viele Landkreisbewohner wichtige und unverzichtbare Einrichtung nur eines ist: ein Störfaktor in einem privaten Lebensumfeld, in dem man es sich so schön und bequem eingerichtet hat. Die Vorfälle in Fürstenfeldbruck zeigen, dass sich der oder die Täter bestätigt fühlten und so lange weiter machten, so lange sich die Betroffenen nicht mit den gebotenen Mitteln zur Wehr setzten. Es ist kein Zufall, dass der Terror dann nachließ, als die Polizei sich Anwohner vorknöpfte, die möglicherweise als Täter in Frage kamen.

Wer so handelt wie einer oder mehrere Anwohner der psychiatrischen Einrichtung, verhält sich in zweifacher Weise asozial. Zum einen stellt er sich über Recht und Ordnung. Zum anderen stellen der oder die Täter einen mickrigen persönlichen Vorteil, also ihren Egoismus, über das Gemeinwohl. Wer, nur weil er den gewohnten Parkplatz vor der eigenen Haustür nicht mehr findet und längere Wege gehen muss, Autos von Klinikmitarbeitern beschmiert, beschädigt und Unfälle riskiert, macht sich nicht nur strafbar. Er diskreditiert damit letztlich auch die Einrichtung und die dort geleistete Arbeit. Und damit auch die Bemühungen der Politiker und deren Mitstreiter, die sich über Jahrzehnte erfolgreich dafür einsetzten, dass die Kreisstadt genau der richtige Standort für eine solche Fachklinik ist.

Das Klinikpersonal hat zudem Wertschätzung und Ermutigung verdient, keinen Psychoterror. Sonst findet sich irgendwann niemand mehr, der in solchen Einrichtungen arbeitet. Und bei Menschen, die sich derart unsozial verhalten, ist Rücksichtnahme um einer guten Nachbarschaft willen das falsche Signal. Besser ist es, solche Missstände sofort aufzuzeigen, öffentlichen Druck aufzubauen und damit den oder die Täter zu diskreditieren.

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