Kommentar:Respekt geht vor Geschmack

Warum das Wandgemälde in einer Eichenauer Grundschule weder ver-, noch entstellt werden sollte

Von Florian J. Haamann

Wenigstens eine knappe Mehrheit im Eichenauer Gemeinderat hat zumindest noch etwas Respekt vor der Kunst und ein gewisses Verständnis für ihre Bedeutung. Das ist aber auch schon das einzig Positive, was man über die Debatte um das Wandgemälde von Erhard Paskuda festhalten kann. Alleine, dass es nun beinahe dazu gekommen ist, dass das Gemälde hinter einer großflächigen mobilen Wand verschwindet, ist unsäglich. Wer sich das Bild nur einmal anschaut, der muss die Behauptung, dass es Kinder Angst mache und deshalb verdeckt werden müsse, doch stark in Zweifel ziehen. Ja, das Bild ist eher in gedeckten Farben gehalten, aber es zeigt keine erschreckenden Motive, sondern vielmehr Alltagsszenen und -symbole. Und so drängt sich der Gedanke auf, dass die wandfüllende Keramik dem ein oder anderen einfach nicht gefällt und deshalb verschwinden sollte. Wer sich aber an dem Werk stört, der sollte tun, was man mit Kunst eben macht: sich damit auseinandersetzen, darüber nachdenken, es den Schüler erklären. So wie es wohl früher selbstverständlich war. Als die Diskussion im Februar aufkam, erklärte die Kulturreferentin Celine Lauer, die selbst auf die Dering-Schule gegangen ist, dass ihre Lehrer mit den Schülern einfach über das Bild gesprochen haben.

Der Erhalt und die Präsentation von Kunstwerken dürfen niemals vom persönlichen Geschmack einzelner oder dem Zeitgeist abhängig gemacht werden. Wer plant, dieses Kunstwerk zu verstecken, geht sorglos mit dem kulturellen Erbe der Kommune um und versucht zu beseitigen, was seit Jahrzehnten identitätsprägend für das Gebäude ist. Es ist elementarer Teil eines Ensembles von Bildern im ganzen Haus, verdeckt man eines davon, zerstört man alles.

Der Gemeinderat sollte nun dringend noch einen Schritt weiter gehen und dafür sorgen, dass der respektlose Umgang mit dem Werk, wie er aktuell in der Schule praktiziert wird, umgehend beendet wird. Denn es kann nicht sein, dass großflächig Rollwände vor das Werk gestellt und Plakate darauf geklebt werden, um es zumindest teilweise zu verdecken.

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