Kommentar:Politische Machtspiele

Wieder einmal schaffen es Strippenzieher bei der Wahl eines Zweiten Bürgermeisters in Fürstenfeldbruck, dass der Wunschkandidat eines OB durchfällt. Das könnte sich diesmal als kluger Schachzug erweisen

Von Stefan Salger

Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Politik immer auch ein Machtspiel ist und hinter den Kulissen ordentlich die Strippen gezogen werden, wenn man auf diese Weise eine eigene Mehrheit zusammenbekommen kann. BBV-Stadtrat Christian Götz ist zum Zweiten Bürgermeister gewählt worden, Klaus Wollenberg hatte das Nachsehen. Zunächst war es ein kluger Schachzug von CSU und Oberbürgermeister Erich Raff gewesen, den FDP-Politiker als Wunschkandidat in Stellung zu bringen. Denn Wollenberg gilt als beschlagen, vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Kultur, und als ausreichend unabhängig vom CSU-Lager. Lange sah es so aus, als würden die Ausschussgemeinschaften, die das Zünglein an der Waage waren, gut mit dem Liberalen leben können. Zudem hätte der 65-Jährige, ebenso wie der frühere Pleil-Stellvertreter Raff, nach seiner Pensionierung Zeit mitgebracht. Wollenberg wäre also ein guter Kandidat gewesen.

Die CSU ist mit ihrem Plan allerdings gescheitert, weil die Gegenseite vorbereitet war und einen politischen Preis zu zahlen bereit war. Dass sie Ausschusssitze und Referentenposten als politisches Lockmittel einsetzte, um den als legitim empfundenen eigenen Kandidaten durchzubringen, ist so verwerflich nicht. Die CSU hielt sich in Zeiten, in denen sie mit Hilfe der Freien Wähler über eine konservative Mehrheit verfügte, auch nicht immer an die Etikette - so wurde vor einigen Jahren ihr Stadtrat Hans Schilling als Stellvertreter des damaligen CSU-OB Sepp Kellerer durchgesetzt.

Vielleicht könnte Götz nun sogar etwas gelingen, was für einen Kandidaten "von CSU-Gnaden" kaum zu schaffen wäre. Vielleicht kann er wieder eine Gesprächsbasis zwischen OB Erich Raff, mit dem er persönlich gut klar kommt, und dem fernen Lager aus BBV, SPD und Grünen herstellen. Denn Fürstenfeldbruck kann sich weiteren Stillstand und weitere Blockaden nicht mehr leisten. Zu groß sind die zu bewältigenden Aufgaben - wie etwa die Überplanung des Fliegerhorsts. Götz gilt als durchaus selbstbewusst. Das kann nicht schaden - auch im Umgang mit seiner eigenen BBV.

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