Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Pest oder Cholera

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Wald roden oder Bodendenkmäler beeinträchtigen? Die Stadt muss beides verhindern

Von Stefan Salger

Das ist nun wirklich wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Kaum ist die Rodung des nördlichen Rothschwaiger Forsts auf einer Fläche von ungefähr 25 Fußballfeldern abgewendet und die Kieswerkbetreiber haben sich bereit erklärt, für den künftigen Abbau des regionalen Rohstoffs in östliche Richtung auszuweichen, schwebt erneut ein Damoklesschwert über dem Brucker Westen. Im Grunde ist es ja sehr positiv und höchst spannend, dass dort, zwischen Kieswerk und westlichem Stadtrand, unter Äckern und borkenkäfergeschädigtem Restwald, kulturhistorische Schätze verbogen sein dürften. Aber nun wird die Sache zu einem noch größeren Balanceakt, zumal ja auch längst noch nicht alle Grundeigentümer dem Kiesabbau zugestimmt haben. Über den absehbaren Einspruch der Denkmalpflege können sich die Genehmigungsbehörden in Stadt und Kreis nicht so einfach hinwegsetzen. Tabu ist gleichwohl die Rolle rückwärts und damit die Erweiterung der Kiesgrube eben doch in den Forst hinein. Es gilt also, eine Lösung zu finden, der sowohl Natur- wie Denkmalschützer zustimmen können.

Zunächst ist zu klären, in welchen Bereichen sich das Grabhügelfeld sowie der für den Kiesabbau vorgesehene Bereich überschneiden. Ein Blick auf die grobe Skizze vermittelt den Eindruck, dass immer noch ausreichend Platz bleiben könnte für den Kiesabbau, ohne Beeinträchtigung des Friedhofs aus der Hallstattzeit. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste der Betreiber überzeugt werden, dennoch auf die Expansion in südliche Richtung zu verzichten, die ihm rechtlich kaum zu verwehren wäre. Da eine finanzielle Entschädigung aus Steuermitteln ausscheidet, wäre zu prüfen, inwieweit Fürstenfeldbruck seine Planungshoheit einsetzen kann, um dem Unternehmen beispielsweise zusätzliche Alternativen anzubieten. Da freilich müsste der Regionale Planungsverband mitspielen - mit der Ausweisung passender Vorranggebiete. Bis 2024 ist eine Entscheidung fällig. Das könnte knapp werden.

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Quelle:
SZ vom 16.10.2021
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