Kommentar:Notwendiger Einspruch

Warum der Umweltbeirat Germering Recht hat, den Abriss eines nicht einmal 20 Jahre alten Gebäudes zu kritisieren

Von Andreas Ostermeier

Wer ein Haus baut, benötigt weit mehr als Steine. Eine ganze Palette von verschiedenen Materialien ist dazu notwendig. Glas für die Fenster, Holz für Böden und Dachstuhl, Kunststoffe für Türen, Rahmen oder die diversen Kabel und Rohre. Diese Materialien müssen hergestellt und transportiert werden. Dazu braucht es Arbeit, Rohstoffe und Energie. Wird ein Gebäude abgerissen, dann müssen die verschiedenen Baustoffe wieder getrennt und entsorgt werden. Auch das kostet viel Arbeit und Energie und verursacht Verkehr. Gleiches gilt für eine mögliche Weiterverarbeitung und die Wiederverwendung der Materialien, so sinnvoll diese auch ist.

Sich und anderen das bewusst zu machen, ist richtig. Gerade in einer Region, in der an allen Ecken und Enden Gebäude hochgezogen werden. Der Umweltbeirat in Germering hat deshalb Recht, wenn er den Abriss der City-Galerie ablehnt, die noch nicht einmal 20 Jahre alt ist. Bei einem so jungen Haus ist es fraglich, ob sich der Aufwand an Ressourcen und Energie bereits ausgezahlt hat, der in den Bauteilen steckt. Bestimmt könnte er noch lange Zeit genutzt werden. Nur danach zu schauen, ob ein Gebäude bezahlt und die dafür eventuell aufgenommenen Kredite getilgt sind, das greift für die ökologische Betrachtung eines Abrisses zu kurz.

Soll im Landkreis und anderswo eine Energiewende gelingen, dann müssen auch die Einwände des Umweltbeirats berücksichtigt werden. Vielleicht können die Kommunen künftig über Bebauungspläne einen schonenderen Umgang mit Baustoffen regeln. Denn die City-Galerie ist kein Einzelfall. Ob privates, öffentliches oder kommerzielles Bauvorhaben, oftmals wird die Entscheidung zum Abbruch recht schnell getroffen, weil die finanziellen Kosten eines Neubaus sich nur wenig von denen einer Sanierung unterscheiden. Finanziell betrachtet, mag das richtig sein, ökologisch betrachtet, ist es nicht richtig. Denn die Natur trägt einen Großteil der Folgen von Rohstoffabbau, Energieerzeugung und Verkehr, die für den Bau eines Hauses notwendig sind.

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