Kommentar:Mut zum Experiment

Warum es zur Föderung von Mobilitätsstationen im Landkreis keine Alternative gibt

Von Peter Bierl

Ob und welchen Beitrag die Mobilitätsstationen mit Leihrädern und teilweise Car-Sharing im Landkreis zu einer Verkehrswende leisten, bleibt abzuwarten. Der Vorteil liegt in der bequemen Kombination mit Bahn und Bus und den individuellen Möglichkeiten auf der letzten Meile. Auf der Negativseite der Ökobilanz steht, dass nachts Lastwagen unterwegs sind, um Räder einzusammeln. Nach Aufwand und Ertrag zu fragen, ist deshalb nicht bloß legitim, sondern Pflichtaufgabe jedes Kommunalpolitikers. Dennoch klingen die Einwände von CSU und FW in Puchheim altbacken und nach "täglich grüßt das Murmeltier". Denn mit den gleichen Einwänden wurde einst der Aufbau eines Bussystems abgelehnt: zu teuer, überflüssig, eine Fehlinvestition. Der schrittweise Ausbau des Busnetzes im Landkreis hat sich zur Erfolgsstory gemausert, die sich Landrat und Kreistag an die Brust heften dürfen. Durchgesetzt werden musste die Idee seinerzeit auch gegen Ewiggestrige und Autofetischisten und das Genöle über Geisterbusse ist nicht verstummt.

Zwei Dinge gilt es zu beherzigen: Erstens findet ein Wandel wie die Verkehrswende nie ohne öffentliche Förderung statt, der Markt richtet es nur im Wolkenkuckucksheim seiner Ideologen. Der heutige Autoverkehr basiert auf gigantischen Subventionen durch die Steuerzahler, sonst hätte Deutschland nicht das dichteste Straßennetz Europas, gleiches gilt für den Flugverkehr. Das stört anscheinend so wenig wie ein Verkehrsminister, der für eine obskure Maut ziemlich viel Geld zum Fenster hinaus geworfen hat. Aus der Puchheimer CSU hat man jedenfalls keine lautstarken Rücktrittsforderungen vernommen. Zweitens ist aller Anfang schwer und es wird immer Rückschläge und Irrtümer geben, wenn Menschen etwas Neues anfangen. Andernfalls liefen wir noch mit dem Fell durchs Unterholz oder wären gleich auf den Bäumen geblieben - unter ökologischen Gesichtspunkten vielleicht nicht das Schlechteste. Auch Bussystem wie Mobilitätsstation werden sich weiter entwickeln müssen. Aber zur Verkehrswende gibt es keine Alternative, andernfalls droht der Kollaps auf den Straßen und der Klimaschutz scheitert.

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