Kommentar:Menschenwürde hat ihren Preis

Eine effiziente Verwaltung gibt es nicht zum Nulltarif

Von Stefan Salger

Manche Tätigkeiten bringen für Mitarbeiter deutlich höhere Belastungen als ein Schreibtischjob. So ist das aus nachvollziehbaren Gründen auch in Abteilungen mit viel Publikumsverkehr aus anderen Kulturkreisen und der damit verbundenen Sprachbarriere. Wenig überraschend ist vor diesem Hintergrund die hohe Fluktuation in der Ausländerbehörde des Landratsamts. Kündigungen und wiederholte Krankmeldungen deuten auf hohen Duck und schwierige Arbeitsbedingungen hin. Ein Fehlverhalten der Behörde lässt sich daraus noch nicht ableiten. Dass es durch kurzfristige Personalengpässe mal zu längeren Wartezeiten kommt, ist ebenfalls hinzunehmen. Nicht akzeptabel freilich sind endlose Wartezeiten, provisorisch ausgestellte Dokumente und eine kaum erreichbare Abteilung als Dauerzustand. Die seit vielen Jahren vorgebrachten Beschwerden haben offenbar nicht viel bewirkt.

Natürlich haben Ausländer keine allzu große Lobby. Viele fühlen sich den Behörden auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse ist es bereits schwer, die erste Hürde der Security-Türsteher zu nehmen. Nur wer resolut genug auftritt, am besten einen deutschen Familienangehörigen im Schlepptau hat und sich nicht so schnell abwimmeln lässt, der hat bessere Aussichten, Gehör zu finden.

Landrat Thomas Karmasin hat sich in einigen Fällen persönlich eingeschaltet. Dann ging da auch prompt etwas voran. Der Einsatz ist zu honorieren. Weil er sich aber zwangsläufig auf Einzelfälle beschränkt, müssen sich Abteilungs- und Behördenleiter ankreiden lassen, die nicht hinnehmbaren Zustände - von denen nur die Spitze des Eisbergs überhaupt publik geworden sein dürfte - schon viel zu lange hinzunehmen. Bemühungen um mehr Sachbearbeiter sind ja löblich, letztlich aber müssen sich die Entscheidungsträger an den Ergebnissen messen lassen. Ein Beratungstermin in einem Jahr? Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Aufgerufen sind auch die Kreispolitiker, die aus teils berechtigten Gründen immer wieder Einsparungen im chronisch angespannten Kreishaushalt anmahnen. Bereiche wie das Ausländerwesen, das dürfte deutlich sein, brauchen über die Minimalstärke hinaus aber eine etwas reichlichere Personaldecke. Eine menschenwürdige effiziente Verwaltung gibt es nicht zum Nulltarif.

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