Kommentar:Mehr Zeit fürs Thema Altlasten

Lesezeit: 1 min

Dass die Luftwaffe nun erst 2026 den Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst verlässt, kommt für ein neues Problem ganz passend: Im Grundwasser wurde zu viel Chemie entdeckt

Von Stefan Salger

Zwei Nachrichten haben die Kreisstadt am Dienstag fast gleichzeitig erreicht. Beide haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun - auf den zweiten Blick aber eine ganze Menge. Zum einen verkündet die Bundeswehr, dass es nun doch 2026 wird, bis die Luftwaffe den Fliegerhorst komplett räumt. Zum anderen teilt das Landratsamt höchst bedenkliche Ergebnisse von Grundwasseruntersuchungen auf dem Militärareal mit.

Die erste Botschaft ist in ihrer Dimension durchaus ziemlich überraschend. Die Offizierschule hat immer im Brustton der Überzeugung mitgeteilt, Ende 2023 nach Roth umzuziehen. Und man war geneigt, das als Richtschnur für alle weiteren Dienststellen zu interpretieren. Nun ist es in der Tat nicht die Offizierschule, die länger bleiben dürfte als geplant. Vielmehr verzögern sich die Neubauprojekte kleinerer Abteilungen. Noch erstaunlicher ist es, dass dies gleich eine Hängepartie von drei Jahren verursacht. Bei den Stadtplanern, denen es nicht an ehrgeizigen Visionen mangelt für ein Wohnquartier mit Bildungseinrichtungen und hochwertigem Gewerbe, dürfte sich da Ernüchterung breitmachen.

Gleiches gilt zunächst für die zweite Botschaft des Tages, die sich um Altlasten und um das mit Chemikalien belastete Grundwasser im Bereich des Fliegerhorsts dreht. Auch dies ist zunächst natürlich eine ernüchternde Kunde, wirft sie doch die Fragen nach einer möglicherweise aufwendigen Bodensanierung auf.

Und doch stempeln die schlechten Nachrichten im Doppelpack den Dienstag nicht zum rabenschwarzen Tag. Die Koinzidenz entpuppt sich vielmehr als regelrechter Glücksfall. Denn nun bleibt mehr Zeit, um die Sache mit den Altlasten wirklich gründlich zu untersuchen und möglichst auch noch Abhilfe zu schaffen. Damit sollte die Gefahr gebannt sein, dass die Kreisstadt Teile des Geländes zu einem Preis kauft, der zwar sicher unter dem Marktniveau liegt, aber ein kaum kalkulierbares Risiko birgt. Denn niemand weiß, was da noch so alles im Boden schlummert.

Fürstenfeldbruck muss also nicht unter Zeitdruck die Katze im Sack kaufen. Auch optimistische Freunde der Bundeswehr könnten sich durch die Botschaften übrigens beflügelt fühlen. Zwar heißt es allenthalben, an der Grundsatzentscheidung über den Abzug von "Fursty" werde nie und nimmer gerüttelt. Aber auch das Jahr 2023 schien mal unumstößlich, bevor es wieder umgestoßen wurde.

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: