Kommentar:Luftige Spekulationen

Kommunalpolitiker diskutieren über neue Wohngebiete auf den Feldern des Staatsguts Roggenstein. Sie werden eine Pleite erleben, weil ihnen der Grund nicht gehört und der Standort für Siedlungen nicht optimal ist

Von Peter Bierl

Von der Katze sollte man erst sprechen, wenn sie im Sack ist, empfiehlt Giovanni Trapattoni. Der Ratschlag des Fußballtrainers gilt auch für die Kommunalpolitik. Größere Projekte sorgfältig zu planen, ist notwendig und richtig, dabei die Interessen anderer auszuklammern, führt zu Geld- und Zeitverschwendung. 2004 erbrachte ein Architektenwettbewerb einen herrlich urbanen Masterplan für die Umgestaltung der Stadtmitte von Puchheim, nur spielten die Grundeigentümer nicht mit. Der Landkreis tüftelte lange an einem interkommunalen Teilflächennutzungsplan für Windräder, am Ende scherten zwei Kommunen aus und vor Protesten aus den eigenen Reihen knickte die CSU schließlich ein. Von Anfang an hatte ein langjähriger Kenner der Materie gewarnt, das sei ein Plan zur Verhinderung der Windkraft.

Ähnliche Pleiten drohen in Sachen Wohnungsbau. Die Not ist groß, weil man in der Region allen Zuzugsprognosen zum Trotz planlos auf öffentlichen und sozialen Wohnungsbau verzichtet hat. Nun drücken Politiker auf die Tube. Kreisräte debattieren über einen Entwicklungsplan für den ganzen Landkreis und suchen bei einer Busfahrt schon mal geeignete schöne Grundstücke aus. Die Planungshoheit liegt jedoch bei den Gemeinde- und Stadträten und die Immobilien gehören im Regelfall weder den einen noch den anderen. In Eichenau und anderen umliegenden Rathäusern wird über Flächen von Gut Roggenstein spekuliert, dabei hat die Technische Universität mehrfach klar kundgetan, dass sie das Gros der Äcker und Wiesen behalten will. Vor Jahren legte die TU fest, welche Versuchsgüter sie behält.

Sicher ist das keine Entscheidung für die Ewigkeit, aber zurzeit dürfte es schwer werden, diese Katze einzufangen. Selbst wenn man den Forschern große Flächen abluchsen könnte, stellt sich die Frage, ob der Standort für Siedlungen so optimal ist. Man verstärkt erst mal das Verkehrschaos, solange die S 4 nicht ausgebaut wird. Und der Sack geht noch lange nicht zu.

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