Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Liberale rappeln sich auf

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Der Vorstand der Kreis-FDP blickt mit Optimismus in die Zukunft. Doch für welche Inhalte er steht, ist noch ungewiss

Von Gerhard Eisenkolb

Es ist erstaunlich, mit welchem Optimismus der junge Kreisvorsitzende Hendrik Grallert die nach der Mitgliederzahl relativ kleine FDP im Landkreis neu ausrichtet und zur Geschlossenheit bringt. Vor zwei Jahren, nach einer Serie von Wahlniederlagen, blickten die Liberalen auch im Landkreis in einen Abgrund. Zudem schlugen sie sich damals noch mit einem Kreisvorsitzenden herum, dessen Rundumschläge zu oft die eigenen Leute trafen und dessen Liebäugeln mit einer Gabriele Pauli treue Anhäger abschreckte. Auch bei den Kommunalwahlen 2014 war die Kreis-FDP fast marginalisiert und infolgedessen von vielen ebenso wie in Bund und Land als politische Kraft abgeschrieben worden. Die Landkreis-FDP präsentiert sich inzwischen wieder so selbstbewusst wie in ihren besten Zeiten und hat damit aufgehört, den Landes- oder Bundesvorstand mit wilden Rücktrittsforderungen zu überziehen. Die neue Geschlossenheit und das Ende interner Auseinandersetzungen ist eine wichtige Voraussetzung für den angepeilten Wiedereinzug in den Bundestag.

Grallert hat also den engen Kreis der Anhänger dazu gebracht, wieder an sich und die FDP zu glauben. Nun gilt es in einem zweiten, schwierigeren Schritt, die Wähler zu überzeugen. Zu den Inhalten, also zu dem, was die Landkreisliberalen für ihre Kernkompetenz halten und was sie ihrer Ansicht nach anderen Parteien voraus haben, war bei der Kreisversammlung leider wenig bis nichts zu hören. Die angesprochenen Themen Wirtschaft und Bildung besetzen auch andere Parteien. Sollte Andreas Schwarzer ein zweites Mal als Bundestagsdirektkandidat antreten, müsste er werden, was ihm bei seiner ersten Bewerbung nicht gelang: die Galions- und Identifikationsfigur der Liberalen im Landkreis. Dazu wäre es gut zu wissen, wo die Landkreisliberalen im breiten liberalen Spektrum zu verorten sind. Verstehen sie sich noch als die alte Klientelpartei, was der FDP sehr geschadet hat? Und es wäre auch gut zu wissen, wie neoliberal der Kreisverband angesichts eines jungen, dynamischen Vorsitzenden, der eine Firma führt, noch ist.

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Quelle:
SZ vom 06.05.2016
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