Kommentar:Leere Worte

Die Politiker müssen endlich Verantwortung übernehmen und den Stillstand beenden

Von Peter Bierl

Umweltschutz ist die einfachste Sache der Welt, die so schwer zu machen ist. Wir alle können jederzeit ganz leicht dazu beitragen, indem wir uns der Muße hingeben, im Winter auf der Ofenbank und im Sommer am Gestade der Amper. Wer dagegen auf den Zweitwagen noch ein E-Bike packt, verschwendet Ressourcen. Individuell wäre Nichtstun die Lösung, auf kommunaler Ebene ließen sich mehr kleine Schritte gehen, als manchem Politiker recht wäre. Eine Energiewende, die den Verbrauch reduziert, oder ein Stopp des Flächenverbrauchs sind im Landkreis Fürstenfeldbruck jedoch Hirngespinste oder Sonntagsreden, so lange Kommunalpolitiker sich nicht der Realität stellen. Allen wichtigen und richtigen Schritten zum Trotz, wie dem Ausbau des Bussystems oder der Solarenergie.

Denn der Landkreis ist Teil einer Boomzone, die von der Donau bis zu den Alpen reicht, mit München als Motor. Das lockt Menschen an, während andernorts, etwa im Norden Bayerns, die Städte und Dörfer veröden. Darum werden bei uns immer mehr Flächen für Siedlungen, Gewerbe und Straßen verbaut. Der Erfolg basiert darauf, dass kontinuierlich mehr Güter und Dienstleistungen hergestellt werden, also mehr Rohstoffe und Flächen verbraucht werden und früher oder später mehr Müll zurückbleibt. Zwar lassen sich Negativeffekte pro Gütereinheit senken, schon im Interesse der Unternehmen, die Kosten sparen. Aber der Gesamtumsatz wächst ständig. Solange dieser Mechanismus, in der Volkswirtschaftslehre als Jevons-Paradox bekannt, nicht ernst genommen wird und daraus Konsequenzen gezogen werden, kann es keinen ernsthaften Umwelt- und Klimaschutz geben.

Umweltschützer sind jedenfalls nicht schuld, dass ihre Aktion "Stopp den Flächenverbrauch" gescheitert ist, so wenig wie Aktivisten von Agenda-21-Gruppen. Anders sieht es bei Kommunalpolitikern aus, die einst eine Energiewende bis 2030 versprochen haben und sich um Rahmenbedingungen nicht scherten. In ein paar Monaten werden sie sich wieder als Superman und Superwoman präsentieren, wozu sie niemand zwingt. Alles wird gut, wenn ihr uns wählt, lautet die Wahlkampfdevise. Man sollte sie hinterher immer wieder daran erinnern und Lösungen fordern.

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