Kommentar:Konkurrenz fürs Gymnasium

Das Fachabitur ist ein Weg zur Chancengleichheit

Von Erich C. Setzwein

Während sich die Gegner und Befürworter eines acht- oder neunjährigen Gymnasiums streiten, während Zwischenlösungen und mittelmäßige Unterrichtsmodelle aufgebaut werden, um dem Gymnasium als höhere Lehranstalt weiter Bedeutung zu verleihen, hat sich im Hintergrund eine für die akademische Laufbahn ernstzunehmende Konkurrenz aufgetan. Die Fachoberschule und beruflichen Oberschule mit der knackigen Abkürzung Fos/Bos dürften in vielen Fällen die angenehmere Alternative zum kräfteraubenden G 8 sein.

Das Zauberwort bei dieser Schulform heißt Spezialisierung. Die Anmeldezahlen im Fach Gesundheit an der Brucker Fos/Bos sind nicht überraschend. Längst haben immer mehr Eltern und Schüler selbst erkannt, dass der auf das gymnasiale Abitur ausgerichtete Weg nicht der einzig selig machende ist. Die Fos/Bos erschließt in den Klassen 11 bis 13 weitere Bereiche, in denen junge Menschen auf ihren späteren Beruf besser vorbereitet werden. Zum Schulversuch Gesundheit ist die internationale Wirtschaft hinzugekommen. Wer am Ende der 13. Klasse sein Abitur macht, hat damit dieselben Voraussetzungen wie ein Gymnasiast, um an der Universität zu studieren - mit dem unschätzbaren Vorteil, bereits Praxis-Erfahrung gesammelt zu haben.

Freilich gilt auch für die Schüler an Fos und Bos, dass sie neben eigenem Lernfleiß auch die richtige Lernumgebung brauchen. Deswegen sind alle Ausgaben für die Schule gut investiert und höchstens dann zu bekritteln, falls jemand vorhätte, goldene Wasserhähne auf den Toiletten einzubauen. Und selbstverständlich sollten die geldgebenden Kommunalpolitiker ob der nun immer stärker werdenden Konkurrenzsituation darauf achten, dass es zwischen den Schulformen nicht auch zur Chancenungleichheit kommt. Die gibt es unter Schülern schon zur Genüge.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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