Kommentar:Investition in den Klimaschutz

Wer künftig in Bruck bauen will, muss zurecht tiefer in die Tasche greifen

Von Stefan Salger

Wer in Fürstenfeldbruck ein Haus bauen will, muss künftig erst einmal tiefer in die Tasche greifen. Denn die Stadt wird an diesem Dienstag aller Voraussicht nach die Regeln verschärfen. Für private Bauherren wird der gesetzlich vorgeschriebene KfW-70 durch den ehrgeizigeren KfW-55-Standard ersetzt. Für ganze Neubausiedlungen muss alternativ ein Energiekonzept umgesetzt werden. Was auf den ersten Blick nach einem zweifelhaften Eingriff zulasten der Häuslebauer klingt, stellt sich bei näherer Betrachtung als sinnvolle Maßnahme heraus.

Denn unverbindliche Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz reichen nicht. Bei der Wärmedämmung und beim Straßenverkehr müssen schönen Worten auch bisweilen mühsame Taten folgen. Viel wirkungsvoller wäre es zwar, die zugigen Altbauten nachrüsten. Hier freilich kann die Stadt nur über mögliche Maßnahmen informieren, dafür werben und im überschaubaren Maß selbst Förderprogramme auflegen. Bei Neubauten kann sie mit dem Mittel des Planungsrechts verbindlich vorschreiben. Das macht in diesem Fall Sinn, profitieren letztlich doch auch die in punkto Wärmedämmung mäßig ehrgeizigen Bauherren. Beispielsrechnungen zeigen, dass ein Großteil der Mehrkosten durch staatliche Zuschüsse gedeckt ist. Der Rest dürfte durch den Wertgewinn einer bestens gedämmten Immobilie ausgeglichen werden.

Einen größeren Beitrag leisten müssen Investoren, die sehr große Flächen bebauen wollen - in Bruck gibt es freilich nur eine Handvoll solcher Gebiete. Hier will die Stadt ihre Bürger stärker an dem Wertzuwachs beteiligen, der durch die Umwandlung von Ackerland in Bauland generiert wird und bislang in die Tasche von Investoren floss. Sofern die garantierten 40 Prozent dieses Zugewinns beim Bauherren verbleiben, ist es völlig in Ordnung, dass - zur Minimierung des Heizenergieverbrauchs und damit der Emissionen - aufwendiger gebaut werden muss. Gleichzeitig müssen bis zu 40 Prozent der Wohnungen im sozialen Wohnungsbau errichtet werden, was günstige Mieten garantiert. Die Stadt ist mit dieser Kombination, die unter dem Begriff "Sozial gerechte Bodennutzung" bekannt ist, Vorreiter im Landkreis. Und sie ist auf dem richtigen Weg. Mehr neue Häuser heißt auch mehr Wachstum der Stadt und dichtere Bebauung. Dass Bürger für die eher als negativ empfundenen Begleiterscheinungen eine gewisse Kompensation erhalten, ist angemessen. Einige profitieren von erschwinglichen Wohnungen, alle von den geringeren Emissionen.

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