Kommentar:Happy End nach Jahrzehnten

Die neue Klinik ist ein wichtiger Baustein für die medizinische Versorgung im Landkreis. Unverständlich sind nur die früheren Diskussionen über die Einrichtung

Von Gerhard Eisenkolb

Es mag komisch, ja befremdend klingen, die Eröffnung einer psychiatrischen Klink als ein freundiges Ereignis zu bezeichnen. Passt doch eine solche Einrichtung überhaupt nicht zum Bild eines liebens- und lebenswerten Landkreises mit Menschen, die mit sich und ihrer Umwelt im Reinen und glücklich sind. Einen guten Job, ein Zuhause, eine Familie, Freunde und tolle Freizeitangebote vor der Haustür zu haben, ist leider nur die eine Seite der Medaille. Zu einem Leben gehören nicht nur Highlights, sondern auch Krisen, die gar nicht so selten sind, wie viele meinen. Und in solchen Situationen ist es gut, im eigenen Lebensumfeld Menschen und Einrichtungen zu haben, die sich professionell kümmern. Eine Depression ist, wie ein Grippe oder ein Knochenbruch, auch nur eine Krankheit, die sich behandeln und heilen lässt. Dazu nicht mehr 60 Kilometer nach Haar fahren zu müssen, ist für jeden Patienten und dessen Angehörige ein unschätzbarer Gewinn.

Im Rückblick erscheinen dagegen die Umstände, die den sich über fast 30 Jahre hinziehenden Werdegang der Klinik begleitet haben, umso befremdlicher. Wären sich die Beteiligten so einig gewesen wie am Tag der Eröffnung, hätten sie sich einen langen steinigen Weg erspart. Vieles, was passierte, erscheint als "verrückt". Das waren die Rivalitäten und Hahnenkämpfe um den Standort, der ungerechtfertigte Zwang, die Psychiatrie in die Kreisklinik zu integrieren, um die Patienten ja nicht zu stigmatisieren. Dazu kamen noch die Vorbehalte von Anwohnern gegen seelisch Kranke und der Streit um Bauhöhen und Baurecht.

Etwas Gutes haben die langen Diskussionen aber gehabt. Die Akzeptanz der Fachklinik in der Bevölkerung ist gestiegen, Vorbehalte gibt es keine mehr. Dazu passt die gelungene Architektur des offenen neuen Hauses, in dem man sich angenommen und willkommen fühlt. Mit einem ebenso hohen Anspruch treten die Mitarbeiter an. Auch das war bei der Eröffnung zu spüren. Sie versprechen Begegnung auf Augenhöhe und ein offenes Miteinander. Das dürfen Patienten und deren Angehörige künftig einfordern.

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