Kommentar:Es gibt keinen Ausweg

Nur ein Umdenken kann den Osten des Landkreises aus der Verkehrsmisere helfen

Von Peter Bierl

Die Verkehrsprobleme im östlichen Landkreis sind nicht in den Griff zu kriegen, sondern werden sich verschlimmern. Das ist das Fazit einer Studie, die Puchheim erstellen hat lassen. Dabei ging es zwar um die Wirkung von Maßnahmen im Stadtgebiet, die deprimierenden Ergebnisse sind jedoch auf den ganzen Umkreis übertragbar: Es gibt keinen Ausweg. Neue Straßen locken noch mehr Autos an, schon allein deshalb, weil Pendler nach Schleichwegen suchen und weil immer mehr Menschen in die Region ziehen.

Die Misere ist selbst verschuldet, weil das Auto als Verkehrsmittel bevorzugt wird, von Politikern und Bürgern. Der Ausbau der Bahn wurde über Jahrzehnte vernachlässigt. Der Puchheimer Gemeinderat hat seinerzeit wie andere solche Gremien eine Umlandbahn als nicht rentabel verworfen, dabei fehlen gerade die Tangentialverbindungen zwischen den Bahnlinien. Das Geld für den Ausbau des S-Bahnsystems wird in einem zweiten Tunnel in München versenkt, der die zentralistische Struktur zementiert, statt ein Netz aufzubauen.

Das nächste Problem ist der Zuzug. Im Moment ist die Wohnungsnot das große Thema, deshalb wollen alle Politiker mehr und möglichst günstige Wohnungen. Ein Dach über dem Kopf ist wichtig, aber nicht alles. Der Flächenverbrauch zerstört die Umwelt. Die Infrastruktur von der Kinderkrippe bis zum Altenheim, vom Sportplatz bis zum Kulturzentren reicht nicht mehr, auf vielen Straßen ist im Berufsverkehr jetzt schon dauernd Stau und in den Zügen sind nur Stehplätze zu ergattern.

Die Puchheimer haben zum Glück einen Verkehrsplaner, der ihnen nicht vorgaukelt, es gebe die eine Lösung oder gar, die nächste Umgehungsstraße werde es richten. Er rät, den innerörtlichen Autoverkehr mit kleinen Schritten zu bremsen: das Leben für Radler und Fußgänger angenehmer machen, kleine Citybusse einsetzen, Einkäufe vom Fahrradkurier liefern lassen, Tempo 30 flächendeckend einführen.

Die Autolawine stoppt das nicht, auch das Elektroauto hilft nichts, weil es genauso viel Platz verbraucht wie eine Benzinkutsche. Was wirklich fehlt, ist ein Denken und Planen in Zusammenhängen, aber auch die Erkenntnis, dass es Grenzen des Wachstums gibt und daraus Konsequenzen zu ziehen sind.

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