Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Eine Studie für die Schublade

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Statt schon wieder ein Gutachten in Auftrag zu gehen, sollten die dafür vorgesehen Mittel in den Radwegebau gesteckt werden

Von Gerhard Eisenkolb

Unbestritten wäre ein neues Radwegekonzept für Alltagsradler im Landkreis wichtig. Nur ist zu befürchten, dass eine weitere Studie - ebenso wie die Vorgängerstudie - nur in irgendwelchen Amtsstuben so lange verschimmeln wird, bis auch sie irgendwann überholt und nicht mehr zu gebrauchen ist. Zudem sitzen im Kreistag leider nicht die glühenden Verfechter des Radwegebaus oder von neuen Mobilitätskonzepten.

Mussten in den vergangenen Jahren im Kreistag politische Prioritäten gesetzt und gespart werden, war der Radwegebau immer einer der Haushaltsposten, bei denen man sofort problemlos Abstiche machen konnte, ohne einen öffentlichen Aufschrei zu riskieren.

Radwege gehören nun mal zu den Dingen, mit denen sich fast jeder Kommunalpolitiker zwar gerne schmückt, die er aber nicht unbedingt haben muss. Auch deshalb stagniert der überörtliche Radwegebau im Landkreis seit Jahren. Dass in diesem Jahr eine eineinhalb Kilometer lange Verbindung vom Jexhof nach Mauern entsteht, ist leider die Ausnahme, nicht die Regel.

Stiefmütterlich werden Radfahrer noch in vielen Landkreiskommunen behandelt. Den größten Nutzen hätten Alltagsradler von gut ausgebauten innerörtlichen Routen. In den Gemeinden und Städten sind die Strecken nämlich meist so kurz, dass es sich auch vom Zeitaufwand her lohnt, vom Auto aufs Zweirad umzusteigen. Nur fehlt leider zu häufig auch hier das entsprechende Wegenetz. Ein Landkreiskonzept, das nicht in enger Abstimmung mit den Kommunen entwickelt wird, wird immer nur ein Stückwerk bleiben.

Was im Moment wichtiger ist als neue Konzepte, sind die Macher, die dazu bereit sind, diese mit Nachdruck umsetzen. Konzepte, denen niemand Prioritäten einräumt und für die niemand Geld bereitstellt, sind nur Placebo und damit verzichtbar. So lange sich das nicht ändert, wäre es wirklich besser, die 65 000 Euro für die neue Studie gleich in den Radwegebau zu investieren.

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Quelle:
SZ vom 07.03.2016
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