Kommentar:Ein Ende der Experimente

Knapp 15 Jahre hat man bayerische Schüler ins verkürzte Gymnasium geschickt und wollte die Nachteile nicht sehen. Nun ist die Politik dran, endlich ein Gynasium für die Zukunft zu entwickeln

Von Heike A. Batzer

Was für ein Durcheinander. Vor knapp anderthalb Jahrzehnten hat die bayerische Staatsregierung dem Drängen der Wirtschaft, die deutschen Absolventen müssten jünger werden, nachgegeben und dem Gymnasium ein Jahr weggeschnitten. Wie das laufen könnte, überlegte man sich erst, als die Sache schon am Laufen war. Ein klares Konzept fehlte, Hauptsache, Bayern war schneller als andere Bundesländer. Mit fatalen Folgen.

Knapp 15 Jahre lang hat man bayerische Schüler ins verkürzte Gymnasium geschickt und wollte die Nachteile nicht sehen. Verstockt wie ein kleines Kind reagierte die CSU auf Kritik und beharrte auf dem G 8. Da und dort wurde an Stellschrauben gedreht, das Gymnasium so zum großen Experimentierfeld. Ein Versuch an lebenden Objekten sozusagen.

Bildung aber ist zu wichtig, um jahrelang daran herumzudoktern. Bildung macht aus jungen Menschen Bürger. Diese jungen Menschen brauchen deshalb ein Schulsystem, das sie in Ruhe und mit Umsicht zum Abitur führt. Das ihnen Zeit gibt, sich Wissen und Kompetenzen anzueignen, an den Aufgaben zu wachsen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Das ihnen Zeit gibt, dass sie als junge Erwachsene und nicht als Kinder den nächsten Schritt tun, ins Studium oder ins Berufsleben.

Wenn der CSU-Wahlkreisabgeordnete Reinhold Bocklet sich nun hinstellt und "eine veränderte Bewusstseinslage der Öffentlichkeit für den starken Trend zum G 9 verantwortlich" macht, hat er in den vergangenen 15 Jahren nicht richtig hingehört. Die Kritik am G 8 als Turbo-Abitur hat es von Anfang an gegeben. Dass "heute eine vertiefte Schulbildung und ein größerer Freiraum zur Persönlichkeitsentwicklung eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung" genieße, wie Bocklet sagt, ist eine Schutzbehauptung und ein Ablenkungsmanöver vom bildungspolitischen Versagen der CSU.

Das Gymnasium ist die beliebteste Schulform, auch im Landkreis. Zu Recht fordern die Schulleiter deshalb endlich Verlässlichkeit. Alles ist eruiert und evaluiert. Es gibt genügend Erkenntnisse darüber, wie moderne Schule sein soll, wie Stoff vermittelt werden soll, welche Räume dazu notwendig sind, um Schule auch zum Lern- und Lebensraum zu machen. Eines muss klar betont werden: Lehrkräfte und Schulleitungen tun schon lange das ihnen Mögliche. Nun ist die Politik dran, endlich ein Gymnasium für die Zukunft zu entwickeln.

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