Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Das Misstrauen überwinden

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Nach zwei Jahren rückt eine Entscheidung über die Zukunft des Brucker Lichtspielhauses näher - zumindest in der Theorie

Von Florian J. Haamann

Nach schlappen zwei Jahren rückt nun also eine Entscheidung über die Zukunft des Brucker Lichtspielhauses näher - zumindest in der Theorie. Denn was passiert, wenn am Montag kein den Verantwortlichen genehmes Konzept vorgestellt wird, daran mag man überhaupt nicht denken. Wahrscheinlich würde sich das Kaugummi-Prozedere dann noch eine ganz Weile hinziehen. Denn die Gefahr, dass die CSU ihre Drohung wahr macht, das alte Kino in einen Kindergarten umwandeln zu wollen, ist freilich nicht groß. Ein Umbau des Hauses für diesen Zweck ist mit den Auflagen des Denkmalschutzes wohl nur schwer vereinbar und auch gegen einen Abriss würde der Verein Klage einreichen - mit guten Chancen auf Erfolg. Ebenso unklar ist allerdings, ob gleich beim ersten Treffen eine Lösung gefunden wird, zu groß scheinen die Differenzen zwischen Stadt und Förderverein. Und ein anderer aussichtsreicher Bewerber ist bisher nicht in Sicht.

Wenn also am Montag nicht plötzlich ein mysteriöser Unbekannter mit fertigem, überzeugenden Konzept auftaucht, wird es bei dem Treffen aber genau um diese Frage gehen: Traut die Stadt dem Förderverein zu, mit seinem Konzept das Kino zu betreiben? Betrachtet man das Engagement, das die Mitglieder des Vereins an den Tag legen, dann ist es nun an der Zeit, dass die Stadt den zähen Kaugummi des Misstrauens runter schluckt und dem Förderverein eine Chance gibt. Er hat ein ausgearbeitetes Konzept, klare Vorstellungen davon, wie er das Kino betreiben will und mit Stefan Döpke steht ein erfahrener Kinobetreiber bereit, seine Kompetenz einzubringen. Dazu gibt es Interessenten, die das Kino unter Verwaltung des Vereins nutzen wollen. Ob das ausreicht, um einen erfolgreichen Betrieb sicherzustellen? Sicher ist es nicht, aber doch gut möglich. Die Stadt sollte das Wagnis eingehen, zumal das finanzielle Risiko überschaubar ist. Schafft es der Verein in einer Probephase von zwei Jahren nicht, die Vorstellungen der Stadt zu erfüllen, kann man ihm die Verantwortung ja wieder entziehen.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2016
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