Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Anlass zum Handeln

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Die schlechten Noten für die Radwege im Landkreis durch eine bundesweite Erhebung zeigen einmal mehr: Eine allgemeine Verkehrswende ist überfällig

Von Peter Bierl

Der ADFC-Fahrradklima-Index mag mangels Teilnehmern für einzelne Kommunen nicht repräsentativ sein. Das würde aber kaum einen Kommunalpolitiker hindern, sich bessere Ergebnisse an die Brust zu heften. Es ist jedenfalls eine deutliche Aussage, wenn sich mehr als 170 000 Menschen bundesweit äußern und viele die Sicherheitslage eher negativ einstufen. Es bleibt ein mittelmäßiges Zeugnis, wenn die fünf beteiligten Landkreis-Kommunen allesamt mit Noten zwischen 3,53 und 4,19 abschneiden und viele Befragte Angst vor Unfällen haben. Das sollte Anlass zum Nachdenken und Handeln sein.

Kommunalpolitiker und Behörden tun einiges, manchmal könnte es deutlich mehr sein, aber es wäre falsch, pauschal den Kommunen die Schuld zu geben, wenn es an sicheren Radwegen fehlt. Denn in den meisten Orten, gerade in den Innenbereichen, etwa in Bruck und Olching, fehlt es schlicht am Platz - so lange die reichlich vorhandenen asphaltierten Flächen von der Autolawine bedeckt werden. Dieses Problem lässt sich aber von den Kommunen allein so wenig lösen wie die Wohnungsnot.

Notwendig ist eine allgemeine Verkehrswende, die Umweltschützer seit mindestens vier Jahrzehnten fordern, weg vom Auto als individuellem Massentransportmittel hin zum Fahrrad, zu Bus, Tram und Bahn, um Ressourcen und Flächen zu sparen und das Klima zu retten. Dazu muss der individuelle Autoverkehr massiv zurückgedrängt und beschränkt werden. Bloß Benzin- und Dieselkutschen durch Elektroautos plus E-Bikes und E-Roller zu ersetzen, ist keine Lösung, sondern eine faule Ausrede. Von dieser Einsicht sind die meisten Zeitgenossen leider weit entfernt, von den Interessen der Autoindustrie, die auch mit krimineller Energie verfolgt werden, ganz zu schweigen.

Deshalb sind Aktivitäten von Bürgern, die Alternativen fördern, wichtig. Nur wenn mehr Menschen umsteigen, sehen und erleben, dass wir uns anders fortbewegen können, wohl mit mehr Planung, körperlicher Bewegung und Zeitaufwand, aber gesünder und umweltfreundlicher, wächst der Druck auf die große Politik, etwas grundlegend zu ändern.

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Quelle:
SZ vom 10.04.2019
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