Kommentar:Altersgrenze notwendig

Der Schulversuch könnte Lösungen finden für den Handyumgang der Zukunft

Von Karl-Wilhelm Götte

Ist es die Gier nach ständiger Aktualität, die das Smartphone befriedigt? Sind junge Menschen stärker gefährdet als Erwachsene, wie viele annehmen? Niemand weiß das genau. Sind Schüler anders zu behandeln als andere Menschen? Seit 2006 ist die Handynutzung auf dem Schulgelände, also im Unterricht und in den Pausen, gesetzlich verboten. Trotzdem bringen laut Studien 90 Prozent der Schüler oberhalb der Grundschule das Handy mit in die Schule.

Im Unterricht macht das Verbot Sinn, benutzt doch der Schüler sein schlaues Handy kaum, um den vom Lehrer gerade demonstrierten Satz des Pythagoras zu recherchieren. Für Lehrkräfte wäre ist es eine Zumutung, ständig der Möglichkeit ausgesetzt zu sein, heimlich fotografiert oder gefilmt und mit aller Welt "geteilt" zu werden. Auch das würde störend wirken. Doch es soll vorkommen, dass mangels schuleigener Tablets oder anderer Geräte so manchem Lehrer die Handys der Schüler als Unterrichtsgeräte durchaus willkommen sind, um eine Unterrichtsstunde zum Thema Digitalisierung abzuhalten.

In der Klasse hat der Lehrer die Möglichkeit das Verbot in einer Gruppe von vielleicht 30 Schülern eher zu kontrollieren. In den Pausen könnte der Aufsicht führende Lehrer schnell den Überblick verlieren. Er müsste in einer 15-minütigen Pause mehrere Hundertschaften Schüler überprüfen, ob die ihr Handy eingeschaltet haben oder nicht. An der Brucker Berufsschule bewährt es sich laut Auskunft der Leiterin bei einem Schulversuch, das Handyverbot in den Pausen aufzuheben. Nun sind diese Schüler dort meistens schon älter und vielleicht vernünftiger im Umgang mit ihrem smarten Mobilgerät, so stellt es jedenfalls die Schulleiterin da.

Strikte Handyverbotsgegner lassen das Pausenargument nicht gelten. Sie fragen: Sollen deshalb auch Prügeleien erlaubt sein oder Schneeballwerfen mit Steinchen drin? Sie verlangen von den Aufsichtspersonen, sprich Lehrern, dass diese ihre Aufgabe tauglich bewältigen sollen. Alles andere sei eine Kapitulation. Zudem würden die Schüler in ihrer Freizeit schon genügend lange in ihr Handy schauen. Natürlich ist Handy-Mobbing indiskutabel, aber vielleicht ist es verpasst worden, dass Mobbing per Handy schon wieder out ist?

Der richtige Umgang mit dem Handy in der Schule liegt irgendwie in der Mitte. Wie er zukünftig zu gestalten ist, könnte der Schulversuch herausfinden. Eine Altersgrenze sollte jedoch eingezogen werden - wenn der Versuch es hergibt, auch erst von der Oberstufe oder der Volljährigkeit an. Es ist auch nicht so, dass Jugendliche nicht kritisch sind. Doch verweigern sie sich der Whatsapp-Gruppe, gehören sie auch sonst nicht dazu. Oder sind die Schüler schon viel vernünftiger als gedacht?

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