Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl:Alternativlos bedenklich

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Die Bundestagswahl zeitigt im Landkreis ein Ergebnis, das einmal zur Zäsur werden könnte

Ein Kommentar von Christian Hufnagel

Auf den ersten Blick haben die Landkreisbürger gewählt wie immer. Die Kandidatin der CSU erhält die meisten Stimmen und erringt das Direktmandat. Das ist seit dem Zweiten Weltkrieg so - und mit Katrin Staffler wird diese im buchstäblichen Sinne gewählte Gesetzmäßigkeit fortgesetzt. So sehr sich die 35-Jährige auch darüber freuen kann, dass sie mit ihrer offenen Art auf ihren vielen Veranstaltungen und Infoständen überzeugen konnte, so deutlich macht ihr Sieg aber auch eines: Unter dem Protegé der jahrzehntelangen Wahlkreisabgeordneten Gerda Hasselfeldt hätte es vermutlich auch ein anderer Kandidat sein können. Hier mag sich vielleicht zum letzten Mal bewahrheitet haben, dass im Landkreis das Direktmandat einen Erbhofcharakter trägt und automatisch an die CSU geht. Staffler musste sich nämlich mit dem bisher schlechtesten Erststimmenergebnis ihrer Partei im Landkreis bescheiden.

Aber hinter diesem traditionellen Bild bei der Direktwahl hat diese Bundestagswahl eine gravierende, eine bedenkliche Veränderung gezeitigt. In Scharen haben sich die Landkreisbürger von etablierten Parteien, vor allem der CSU, abgewandt und eine Alternative gewählt, die man nun natürlich zu Recht als populistisch geißeln kann. Aber das allein wird die nächsten Jahre nicht weiterhelfen. Tatsache ist, dass es dem Direktkandidaten der AfD gelungen ist, fast so viele Stimmen auf sich zu ziehen wie etwa die arrivierte Bundestagsabgeordnete der Grünen bekommen hat. Und es ist mehr als befürchtet eingetreten, dass Florian Jägers Partei bei den Zweitstimmen im Grunde gleichauf liegt mit den anderen Wahlgewinnern - FDP und Grünen - sowie den Verlierern, nämlich der SPD, der einstigen Volkspartei. Aber auch für die CSU kann es nach den für sie schon katastrophalen Verlusten nur heißen: Der Zustrom der Wähler zur AfD ist sicherlich nicht zu stoppen, wenn man dieser weiterhin ebenfalls populistisch antwortet: Wie das Wahlergebnis wäre auch das alternativlos bedenklich.

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Quelle:
SZ vom 25.09.2017
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