Koalitionsgedanken:Mit Vorsicht in die Gespräche

Nach dem Erfolg wollen die Freien Wähler ihre Themen durchsetzen

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Bei den Freien Wählern im Landkreis ist die Freude über das Wahlergebnis groß. "Wir sind natürlich guter Laune", sagte Fee Huber, stellvertretende Kreisvorsitzende. Schließlich werde man die drittstärkste Fraktion im Landtag stellen. Hans Friedl, Kandidat im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost, freut sich auch, klingt aber auch skeptisch. Eine Koalition mit der CSU berge Gefahren, warnt er. Das habe man von 2008 bis 2013 bei der FDP gut sehen können. "Die haben ihre Arbeit nicht entsprechend verkaufen können" - und flogen 2013 aus dem Landtag. Zwar sei die CSU jetzt schwächer. "Man merkt aber nichts, dass sie an Arroganz verloren hätte", sagt Friedl. Er nimmt Markus Söder nicht recht ab, dass der sich jetzt in Demut üben wolle.

Die Skepsis Friedls kann Michael Leonbacher nachvollziehen. Der Gröbenzeller Gemeinderat und Sprecher der Kreistagsfraktion gehört auch dem Landesvorstand der FW an. Er berichtete am Montag von den ersten Gesprächen mit CSU-Vertretern. Eine Koalition mit der CSU sei gefährlich. Leonbacher verweist aber auf die starke Stellung der FW in den Kommunen. Seit über 40 Jahren mache man Kommunalpolitik, die FW verfügten über zwölf Landräte und etwa 600 Bürgermeister. "Wir wissen, wie das geht. Das bringen wir auch in der Landespolitik hin", sagt er. Wenig Bedenken vor einer erdrückenden Übermacht der CSU haben andere Freie Wähler im Kreis. "Wir sind bereit und fähig, in die Regierung zu gehen", sagt Fee Huber. "Wir sind keine Partei, die sich an die Wand drücken lässt." Gegen eine Regierungsbeteiligung spreche nichts.

Gottfried Obermair, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Bayerischen Landtag, kennt sowohl die Verhältnisse im Landtag wie auch FW-Chef Hubert Aiwanger recht gut. Er ist überzeugt, dass dieser sich nicht unterkriegen lassen werde. Schließlich habe er schon aus der Opposition heraus Erfolge erzielt wie die Abschaffung des G8, der Beiträge für den Straßenausbau und der Studiengebühren. Zudem seien die FW stärker, als es die FDP während ihrer Koalition gewesen sei. Und Aiwanger sei eine andere Art Politiker als Martin Zeil von der FDP, damals stellvertretender Ministerpräsident.

Die FW hoffen, dass sie ihre Anliegen in einer möglichen Koalition direkt in die Regierungsarbeit einbringen können und ihre Anträge nicht dauernd abgeschmettert werden. Als rote Linien in Sondierungsgesprächen und Koalitionsverhandlungen nennt Leonbacher die dritte Startbahn, "die gibt's mit uns nicht". Die kostenfreie Kinderbetreuung habe man versprochen und werde man durchsetzen. Die politische Kultur müsse sich wieder ändern, "die Schärfe muss raus." Ginge es nach Obermair, würden die FW in Koalitionsverhandlungen die dezentrale Energieversorgung durchsetzen und die 10-H-Regelung zu Fall bringen, die den Bau neuer Windräder verhindert. Für Georg Stockinger, Kandidat im Wahlkreis Fürstenfelbruck-West, ist die Bildung der wichtigste Punkt, auch die bessere Bezahlung von Lehrern. Er wie Leonbacher wollen durch die Stärkung des ländlichen Raums den immensen Druck auf München nehmen. Dass nur in der Landeshauptstadt gebaut werde und es vor allem dort Arbeitsplätze gebe, sei falsch. "Wir sollten lieber Oberfranken und die Oberpfalz stärken, damit die Leute ihre Heimat nicht verlassen müssen", sagt Stockinger.

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