Es ist eine schwierige Zeit für den Klimaschutz. In den USA will der neue Präsident so viel Öl und Gas fördern und verbrennen wie nur möglich ist. Und in Deutschland bestimmt das Thema Migration die Debatte im Bundestagswahlkampf.
Die Podiumsdiskussion mit Britta Jacob, der Direktkandidatin der Grünen für den Bundestag im Wahlkreis Fürstenfeldbruck und Dachau, besuchten immerhin etwa 50 Menschen, viele davon Parteimitglieder. Dennoch war die Eichenauer Friesenhalle halb leer. Dabei hatten die Grünen ausgewiesene Experten eingeladen: Den früheren Forstamtsleiter Hans-Jürgen Gulder, den Physiker Uwe Scheithauer vom Projekt Klimawandel: verstehen und handeln und den Krisenmanager André Hermann, der sich in München für die Grünen um ein Bundestagsmandat bewirbt.

Sie zeichneten unter der Moderation des Eichenauer Journalisten Peter Wagner ein wenig optimistisches Bild, zeigten aber auch auf, was getan werden kann und muss.
Britta Jacob lenkte den Blick auf das, was schon geschafft ist: Die erneuerbaren Energien seien in Deutschland bei 60 Prozent, 50 Prozent der Patente zu energieeffizienten Technologien in der EU kämen aus Deutschland. „Der politische Wille muss da sein“, sagte sie. „Wir haben alles, was man braucht, aber wir müssen bei den Zielen bleiben.“ Das werde allerdings nicht ohne Zumutungen gehen. „Ihr müsst nicht alle bessere Menschen werden, sondern wir brauchen eine bessere Politik.“
Durch verschleppten Klimaschutz werde sich die Situation verschlechtern, da waren sich die Experten einig. Etwa bei den Flüchtlingen. Wenn es bis 2100 2,5 bis 2,9 Grad wärmer werde, „ist das bedrohlich“, sagte Scheithauer. „Zwei Milliarden Menschen können dann in ihren Gebieten nicht mehr leben“ – weil es dort zu warm werde für menschliches Leben; das sei rund um den Äquator zu erwarten.
„Bei 42 Grad ist es vorbei“, dann denaturiere das körpereigene Eiweiß, wenn die Luftfeuchtigkeit so hoch sei, dass der Körper sich nicht durch Schwitzen kühlen könne. Wer sich körperlich anstrenge, halte kürzer durch. Dürreperioden würden ganze Landstriche unbewohnbar machen. „Im Südsudan und Äthiopien sind die Auswirkungen schon zu spüren.“
Durch das Abschmelzen des Eises an den Polkappen und auf Grönland wird Scheithauer zufolge der Meeresspiegel ansteigen, sodass die dicht besiedelten Küstengebiete unbewohnbar werden.
Dem düsteren Bild des Physikers fügte Forstmann Gulder ein ebenfalls düsteres für den Wald hinzu. Bis Ende des Jahrhunderts werde es „in unserer Heimat“ keinen Wald mit hohen Bäumen mehr geben, sagte er. Denn schon bei mehreren Tagen hintereinander mit mehr als 30 Grad würden Fichten und Buchen angegriffen.
Wohin das führen könne, sehe man in Nordbayern und Thüringen, wo der Wald auf großen Flächen schon verschwunden und es extrem schwierig sei, wieder aufzuforsten. Gulders Forderung: Auch die privaten Waldbesitzer sollten den Umbau von reinen Fichtenschlägen zu einem Mischwald mit mindestens vier, besser sechs Baumarten schon beginnen, solange der alte Wald noch da sei. Im Staatswald passiere das bereits, wenn auch nicht schnell genug.
Nach Ansicht Gulders ist das ein grundsätzliches Problem: Es passiert zu wenig und zu spät. So hätte etwa die Wiedervernässung von Mooren ein riesiges Potenzial, um das Klimagas Kohlendioxid wieder aus der Atmosphäre zu holen. „Aber die Prozesse dauern zu lange. Wir müssen ja schnell handeln.“ Zum einen fehle es an Personal in den zuständigen Ämtern und Behörden. Zum anderen sei es sehr schwierig, Flächen für den Natur- und Klimaschutz zu bekommen, wenn sie mehrere Besitzer hätten. Und beinahe unmöglich werde es, wenn auf den Flächen Landwirtschaft betrieben werde, wie im Fußberg- und Palsweiser Moos.
Es werde daher kein Weg daran vorbeiführen, das CO₂ mittels Technologie aus der Atmosphäre zu holen und im Boden zu speichern, dem Carbon Capture and Storage, wenn man die Klimaerwärmung bei unter zwei Grad halten wolle, sagte Scheithauer.
Es wurde aber auch über die Chancen des Transformationsprozesses gesprochen wie die Unabhängigkeit in der Energieversorgung. „Klimaneutrale Wirtschaft ist ein Wirtschaftstreiber“, betonte André Hermann. Doch die Transformation müsse sich für die Menschen lohnen. Für ihn ist klar: „Ohne Klimaschutz gibt es keine soziale Sicherheit.“ Zudem müsse man die Städte und Gemeinden wie die Wälder so verändern, dass sie mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen – etwa als „Schwammstädte“, die Niederschläge bei Hochwasser speichern und bei Trockenheit wieder abgegeben sowie mit kühlender Begrünung wie Schattenbäumen.
Obwohl die Mühlen langsam mahlen, möchte Jacob Hoffnung und Zuversicht verbreiten. „Wenn wir sagen, wir können nichts tun, sind wir verloren“, sagt sie. „Wir müssen uns fokussieren auf das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland.“ Den Weg der Transformation „haben wir eingeschlagen, und den verlassen wir auch nicht.“ Eine Zuschauerin sagt es ganz einfach: „Jeder muss tun, was er kann“. Sie wünsche sich, dass wieder „ein Ruck durch uns alle“ gehe – und dass die Grünen „ein gescheites Wahlergebnis“ einfahren.