Umwelt und Klima:Die Nachhaltigkeit im Fokus

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Die Preisträger, Jurymitglieder sowie Vertreter von Bürgerstiftung, Sparkasse und Süddeutscher Zeitung freuen sich über die gelungene Preisverleihung. (Foto: Ruth Forrester/oh/Bürgerstiftung)

Mit dem Klima- und Umweltpreis von Bürgerstiftung und Süddeutscher Zeitung werden acht nachahmenswerte Projekte und Personen aus dem ganzen Landkreis ausgezeichnet.

Von Johannes Kiser, Fürstenfeldbruck

Im Foyer des Fürstenfeldbrucker Sparkassensaales lässt sich gleich auf den ersten Blick erahnen, dass bei der dritten Verleihung des Klima- und Umweltpreises der Bürgerstiftung, der Sparkasse und der Süddeutschen Zeitung die ganze gesellschaftliche Bandbreite des Landkreises vertreten ist. Mit Infotafeln über ihre jeweiligen Projekte stellen die Gewinner das Geleistete zur Schau, sei es nun ein Sportverein, eine Jugendgruppe, Schulklassen oder Einzelpersonen.

Der Umweltgedanke dringt also bis in die letzte Ecke des Landkreises vor und ein Indiz dafür ist die große Anzahl an Bewerbungen für den Preis. Insgesamt 14 Anfragen musste die siebenköpfige Jury in diesem Jahr besprechen, bewerten und schlussendlich auswählen. Wegen der vielen Einsendungen sei es schwer gewesen, die acht Sieger zu bestimmen, sagt Dirk Hoogen, Jurymitglied und Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Sparkasse, welche wieder ein Gesamtpreisgeld in Höhe von 6000 Euro zur Verfügung stellt. Davon gehen heuer 3000 Euro an die Jugendkategorie und derselbe Betrag an die Erwachsenenkategorie. Und schon bei der ersten mit 750 Euro dotierten Preisvergabe im Sparkassensaal wird deutlich, wieso die Jugend hier längst keine Nebenkategorie mehr ist.

Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze

Die Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell hat sich nämlich auf die Fahne geschrieben, die Artenvielfalt mithilfe einer „Totholzhecke“ zu stärken. Gut 100 Meter ist die aus Altholz, Sträuchern und Kompost bestehende Hecke mittlerweile lang. Ein Drittel der 13000 Arten, die im Wald leben, sind auf Totholz angewiesen. Käfer, Erdkröten, Igel, eine Ringelnatter und sogar ein Hermelin wurden bereits gesichtet. Dieses Projekt zeigt, dass man aus wenig viel machen kann, gerade auch, weil sich Totholz in jeden noch so kleinen Garten integrieren lässt.

Für Christian Hufnagel, Teamleiter der Süddeutschen Zeitung Fürstenfeldbruck, ist das der springende Punkt: „Die Vermutung, dass der Einzelne nichts erreichen kann, stimmt einfach nicht und das ist sehr ermutigend“, sagt er in seiner Begrüßung. Ermutigend ist auch die Arbeit der Jugendgruppe des Bund Naturschutz Gröbenzell. Seit sieben Jahren retten die Kinder um Gruppenleiterin Manuela Zapf bei Baumaßnahmen die Zwiebeln von Frühjahrsblühern wie Schneeglöckchen, Krokussen oder Märzenbecher. Sie werden dabei kurzerhand ausgegraben und anderenorts wieder eingepflanzt. Ihre Blüten dienen vielen Insekten als Nahrungsquelle. Dieses Projekt wird ebenfalls mit 750 Euro honoriert.

Dorothee von Bary, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck, begrüßt die Gäste im Sparkassensaal. (Foto: Jana Islinger)

Der Hauptpreis der Jugendkategorie und damit 1500 Euro gehen in diesem Jahr an die Schülerübungsfirma „Style“ der Eugen-Papst-Schule in Germering, einer Förderschule. Ein Zeichen gegen Fast-Fashion setze dieses Projekt, sagt Laudator Dirk Hoogen. Bei „Style“ werden alte, gebrauchte und auch kaputte Kleidungsstücke von vier Schülerinnen und Schüler aufbereitet, neu zusammengenäht oder geflickt. „Wenn wir alles fertig gemacht haben, verkaufen wir die Ware in der Schule. Das funktioniert supergut“, sagt die überglückliche 15-jährige Gewinnerin Leonie.

In der Erwachsenenkategorie werden fünf Preise verliehen. Der Hauptpreis, dotiert mit 1000 Euro, geht in diesem Jahr an die aus Kottgeisering stammende Alexandra Stumbaum. Die Erdkundelehrerin hat das Projekt „Klimaklasse“ ins Leben gerufen, bei dem es darum geht, die Auswirkungen des Klimawandels erlebbar zu machen. Stumbaum ist an der LMU Dozentin für die Didaktik der Geografie. In ihrem Seminar lernen die Lehramtsstudenten, wie man Ursachen und auch Lösungsmöglichkeiten der Erderhitzung praktisch vermitteln kann. Mit ihren Studentinnen und Studenten sowie Schulklassen hat sie dazu heuer das Ampermoos und das Walderlebniszentrum in Grafrath besucht. „Als Lehrerin erlebt man selten so eine hohe Wertschätzung“, sagt die sichtlich berührte Preisträgerin, die mit dem Preisgeld einen Lehrpfad im Ampermoos einrichten möchte.

Bei der Preisverleihung gab es Gelegenheit, sich zu vernetzen und die einzelnen Projekte kennenzulernen. (Foto: Jana Islinger)

500 Euro erhält der SC Oberweikertshofen für den nachhaltigen und ökologischen Bau einer Fußball-Freilufthalle. Mit Zisternen als Wasserspeicher, einer Pflasterung, die das Versickern von Wasser erlaubt und einer geplanten PV-Anlage auf dem Dach geht der Verein neue Wege. Dieselbe Auszeichnung bekommt die Tauschbörse „Ableger“ vom Gröbenzeller Betonwerk und der Unabhängigen Wählergemeinschaft. Dazu wurde ein Container wieder fit gemacht und zum Tauschraum umgewandelt. Neben Kartoffeln, gelben Rüben oder anderen Lebensmitteln kann man dort auch Topfpflanzen abgeben oder mitnehmen.

Stichwort Müll: Aline Pronnet aus Fürstenfeldbruck erhält an diesem Abend ebenfalls 500 Euro für ihren Einsatz gegen unnötigen Abfall. Seit 2021 ist sie als selbstständige „Zero-Waste-Speakerin“ unterwegs und zeigt bei ihren Vorträgen und Workshops tausenden Menschen, wie man umweltschädlichen Müll vermeiden kann. Dasselbe gilt für die Brucker Lebensmittelretter. Sie lassen keine Möglichkeit ungenutzt, Nahrungsmittel vor der Mülltonne zu bewahren und arbeiten mit der Bürgerstiftung und deren Tafel eng zusammen. Laudator Georg Marks, Beauftragter der Tafellogistik, erklärt, dass die Lebensmittelretter sogar überschüssige Ware der Tafel abholen und sinnvoll weiterverwerten könnten. Das und die gute Zusammenarbeit seien auf jeden Fall eine Auszeichnung und 500 Euro wert.

In einer früheren Version hieß es, Totholz biete bis zu 13 000 Tierarten einen Lebensraum. Tatsächlich bietet es laut den Bayerischen Staatsforsten einem Drittel der 13 000 Arten, die im Wald leben, einen Lebensraum. Dazu zählen auch Pilze und Mikroorganismen. Wir haben die Stelle korrigiert.

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