Klassik:Prachtvolle Chorstücke

Die Schöpfung

Beeindruckende Klangmacht: der Konzertchor Germering mit Dirigent Michael Leyk (rechts) beim Oratorium.

(Foto: Günther Reger)

Mit Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" zeigt der Konzertchor Germering eine beachtliche Leistung

Von Klaus Mohr, Germering

Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" gehört zum Repertoire jedes ambitionierten Chores - und seit Sonntag auch zu dem des "Germeringer Konzertchores". Das Ensemble, das 2015 aus dem "Germeringer Kammerchor" hervorging, steht seit 2016 unter der Leitung von Michael Leyk, der zugleich Kirchenmusiker der Pfarrei Sankt Cäcilia ist. Die Aufführung, bei der auch ein Projekt-Orchester sowie die Solisten Irina Firouzi (Sopran), Camilo Delgado Diaz (Tenor) und Alexander Kiechle (Bass) zu hören waren, fand im Orlandosaal der Stadthalle statt.

Haydn komponierte seine "Schöpfung" unter dem Eindruck der Händel-Oratorien, die er in England schätzen gelernt hatte. Auch bei Haydn spielen die großen Chöre eine zentrale Rolle. Michael Leyk hatte, wie der Höreindruck bewies, mit dem Konzertchor Germering sehr intensiv geprobt. Die prachtvollen Chornummern, etwa: "Die Himmel erzählen", vereinten den aus über fünfzig Sängern bestehenden Chor und das mehr als dreißig Mitglieder zählende Orchester zu einer beeindruckenden Klangmacht. Hier passten der kraftvoll strahlende Chorklang und die differenzierten Klangfarben des Orchesters in schöner Balance zusammen. Das Tempo und die klare Deklamation des Textes erhoben Musiker und Publikum. Gleiches galt für die anspruchsvollen polyphonen Takte, zum Beispiel im Verlauf des Abschnitts "Vollendet ist das große Werk", die sicher bewältigt und in plastischer Transparenz in den Gesamtklang eingefügt waren. Ein besonderer Höhepunkt mit Soli, Chor und Orchester war der Satz "Der Herr ist groß in seiner Macht", der nicht nur konzentriertes Durchhaltevermögen von allen Beteiligten forderte, sondern das Publikum auch zu spontanem Beifall veranlasste.

Schon in der Einleitung des Orchesters ("Die Vorstellung des Chaos") setzte der Dirigent auf eher zurückhaltende Tempi, wobei er Tempowechsel mit sehr klarer dirigentischer Zeichengebung anzeigte. Mit Bedacht entwickelte er den Klang, ließ einzelne Instrumentalstimmen ihre Kantilenen entwickeln und nahm so seine Zuhörer mit auf eine spannende Entdeckungsreise des Hörens. Bei den Abschnitten für die Solisten ("In vollem Glanze", "Zu dir, o Herr, blickt alles auf") entstand aus den langsamen Tempi immer wieder das Problem, dass die Linie zerdehnt wurde und sich so kein organischer Fluss einzustellen vermochte.

Die vielleicht einprägsamste Nummer der "Schöpfung" ist das mit Tonmalerei angereicherte Rezitativ: "Gleich öffnet sich der Erde Schoß". Alexander Kiechle kostete mit gut ausgeglichenem, schnörkellosem Bass die Worte aus und formte eine Art musikalische Szene. Der Sopran von Irina Firouzi hatte ein zartes Vibrato, mit dem sie ihren hellen Stimmklang abrundete. Der Tenor Camilo Delgado Diaz intonierte mühelos und ohne Kraftanstrengung, so dass sich seine Kantilenen wie selbstverständlich auf die Orchesterbegleitung legten. Leider war seine deutsche Aussprache nicht ganz makellos. Im Terzett "In holder Anmut steh'n" verbanden sich die Stimmen der drei Solisten zu einem erfüllenden Gesamtklang. Dieser korrespondierte im Schlusschor (erweitert um die Altistin Ramona Laxy) mit dem Konzertchor Germering. Am Ende gab es lang anhaltenden Beifall des Publikums für eine beachtliche Leistung aller Beteiligten.

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