Kita, Job, Wohnungsmarkt:Nette Mischung

Neubürger Gröbenzell

68 Neubürger sind gekommen, um sich von Bürgermeister Martin Schäfer über die Vorzüge Gröbenzells informieren zu lassen.

(Foto: Günther Reger)

Beim Neubürgerempfang in Gröbenzell wird ziemlich schnell klar, was die Menschen an ihrer Gemeinde so sehr schätzen

Von Karl-Wilhelm Götte

Die Gemeinde Gröbenzell kämpft seit beinahe fünf Jahren mit der Marke von 20 000 Einwohnern. Bisher liegt der Ort knapp drunter, die letzte offizielle Zählung aus Jahre 2017 ergab 19 858 Bewohner in der Gartengemeinde. Deshalb sind Neubürger erst einmal sehr willkommen, weil sich ab 20 000 Einwohner auch die Zahl der Gemeinderäte von 24 auf 30 erhöhen würde, wie Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) in seiner Begrüßungsrede ausdrücklich erwähnt. Exakt 68 Einwohner erscheinen zum jährlichen Neubürgerempfang der Gemeinde im Café am Gröbenbach. Der beginnt festlich mit einer musikalischen Einleitung, dem Harfenspiel von Alexandra Chilla. 68 Neubürger sind nur ein kleiner Teil der Menschen, die jedes Jahr zuziehen. Manche sind auch nur aus Verlegenheit oder mangels Alternativen in Gröbenzell gelandet.

2018 verzeichnete die Gemeinde 1762 Zuzüge und 1700 Abgänge. "30 bis hundert Menschen bleiben jedes Jahr hier hängen", teilt Rathauschef Schäfer mit. "Wir werden aber die 20 000 auch dieses Jahr nicht schaffen", meint er und erläutert, dass mehr Menschen sterben würden, als neue Mitbürger auf die Welt kämen. Im vergangenen Jahr sei das Verhältnis 228 Sterbefälle zu 164 Geburten gewesen.

Da kommt natürlich der zehn Monate alte Vinzent gerade recht. Ihn hält Mutter Daniela Kiermeier während der Versammlung auf dem Arm. "Wir wohnen seit drei Monaten in Gröbenzell", erzählt Ehemann Benjamin Kiermeier. Die kleine Familie kehrt nach Gröbenzell zurück, wo die Ehepartner - beide jetzt Mitte 30 - aufgewachsen sind. "Wir haben die Nähe zu den Eltern und Großeltern gesucht", sagt Benjamin Kiermeier, der einen Meisterbetrieb für Dachdeckerei und Spenglerei betreibt. Das Ehepaar hat zuvor über ein Jahrzehnt in München gelebt. Die Wohnungssuche sei nicht einfach gewesen. Dafür sind die Eltern sehr glücklich darüber, welche guten Möglichkeiten der Kinderbetreuung Gröbenzell bietet. "Einen Krippen- oder einen Kindergartenplatz zu bekommen, ist wesentlich einfacher als in München", so Benjamin Kiermeier. "In München sind Freunde sehr verzweifeltet bei der Kita-Suche", berichtet Daniela Kiermeier. Da kämen manchmal fünf Plätze auf 500 Bewerber.

Einen Software-Entwickler, der aus Würzburg kommt und eine Stelle in Gräfelfing angenommen hat, hat der schwierige Wohnungsmarkt dort nach Gröbenzell verschlagen. "In Gröbenzell gab es das einzige Wohnungsangebot für mich in der Region, am Arbeitsort in Gräfelfing war nichts zu bekommen", erzählt der Neubürger im mittleren Alter. Seit vergangen Oktober wohnt er hier, geht ins Fitnessstudio, aber richtigen Anschluss hat er scheinbar noch nicht gefunden. Da hat Schäfer zuvor eine "gute Idee" vorgetragen, als er die Parteien erwähnt, die nächstes Jahr wieder zur Kommunalwahl antreten werden und Kandidaten für ihre Listen suchen: "Wenn sie ein Hobby für sechs Jahre suchen, sind sie da richtig." Es könnte sein, dass das Manuela Grallert, die 2018 nach Gröbenzell zu ihrem Ehemann Hendrik Grallert, dem FDP-Kreisvorsitzenden, gezogen ist, vielleicht verwirklichen wird. Eher nicht in diese Richtung wird sich das Ehepaar Silvia und Claus Stehlik orientieren. Sie sind vor einem halben Jahr gekommen und haben die vergangenen zehn Jahre davor in Irland gelebt. Sie wollen die "nette Mischung", so Silvia Stehlik, die Gröbenzell bietet, genießen. Gemeint sind die Nähe zu München und das gleichzeitige Wohnen im Grünen.

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