Kinosterben:Potemkinsches Kino

Bruck gibt sich mit Denkmalschutz für das Vordergebäude des Lichtspielhauses zufrieden und stimmt Abriss des Saals zu

Von Stefan Salger

Kino FFB

Schöner Schein: Die Fassade des 1930 von Architekt Adolf Voll geplanten Kinos soll erhalten werden.

(Foto: Günther Reger)

Vom Lichtspielhaus an der Maisacher Straße wird wohl doch nur das Vorderhaus mit dem charakteristischen Schriftzug erhalten bleiben. Eine Mehrheit im Stadtrat verständigte sich am Dienstag darauf, den Grundstücksbesitzern, Renate und Matthias Veicht, den Abriss des Kinosaals zu ermöglichen. Diesen soll eine deutliche Wertminderung erspart werden. Anstelle des Saals sollen zwei bis drei Gebäude für ein generationsübergreifendes Wohnprojekt gebaut werden.

Damit weicht das Gremium von der Einschätzung des Oberkonservators Detlef Knipping vom Landesamt für Denkmalpflege ab, der dafür plädiert hatte, das gesamte Ensemble auf die aktuelle Denkmalliste zu setzen. In einem Schreiben vom 5. Februar pocht Knipping erneut darauf, dass "vorderer und rückwärtiger Gebäudeteil" als "Empfangsbereich und Kinosaal baulich und funktional" eine Einheit bilden. Das Lichtspielhaus ist eines der ältesten Kinos in Bayern und wurde von dem Architekten Adolf Voll geplant. Wirtschaftliche Gründe oder den von den Eigentümern ins Feld geführten hohen Sanierungsbedarf lässt Knipping nicht gelten.

Die Stadt will dieser Sichtweise nicht folgen. OB Sepp Kellerer warnte davor, "die Besitzerin im Regen stehen zu lassen". Der Landesdenkmalrat hat sich nach Informationen von Grünen-Fraktionschefin Karin Geißler bereits am Freitag mit der strittigen Sache beschäftigt, aber keine Entscheidung gefällt. Vielmehr soll die Untere Denkmalschutzbehörde und damit die Stadt konsultiert werden. Der Stadtrat will dem Landesdenkmalrat nun den Beschluss des Bauausschusses vom 4. Dezember zuleiten, in dem der Abriss des Kinosaals toleriert wird, sofern das der Straße zugewandte Vordergebäude erhalten bleibt. Entscheiden muss dann der Landesdenkmalrat.

In diesem Gremium , das die Staatsregierung berät und an wichtigen Fragen der Denkmalpflege mitwirkt, sind Politiker ebenso vertreten wie Repräsentanten der Kommunen und Kirchen sowie Architekten. Geleitet wird es vom Landtagsabgeordneten Thomas Goppel. Der CSU-Politiker hatte der SZ jüngst seine Vorbehalte gegen einen für das gesamte Kinogebäude ausgesprochenen Denkmalschutz erläutert. Man müsse sich sehr gut überlegen, ob man der Besitzerin einen Wertverfall von einer geschätzten halben Million Euro sowie kostspielige Sanierungsmaßnahmen zumuten könne. Bei einem Besuch des Kinos gemeinsam mit Renate Veicht im vergangenen Herbst habe er den Eindruck gewonnen, dass vor allem das Vordergebäude erhaltenswert sei. Zudem warnte Goppel vor einem jahrelangen Stillstand. Denn eine Entscheidung gegen den Willen der Besitzerin berge die Gefahr, dass einer Behandlung im Landtag ein zeitraubendes juristisches Nachspiel folge. Sofern die Stadt das gesamte Gebäude erhalten wolle, empfahl ihr Goppel den Erwerb der Immobilie.

Dies aber kann sich die Stadt kaum leisten. Finanzreferent Ludwig Lösch (CSU) beziffert den Grundstückswert auf etwa 750 000 Euro. Hinzu kämen Sanierungskosten in sechsstelliger Höhe. Lösch erinnerte an das einhellig abgegebene Bekenntnis, in nächster Zeit vor allem den Sport in den Genuss der knappen Mittel kommen zu lassen. Eine weitere Kulturstätte wäre "zwar schön", aber nicht finanzierbar, warnte auch Karin Geißler. Als Kino werde das Haus künftig ohnehin nicht mehr genutzt, so Christian Stangl (Grüne). CSU-Fraktionssprecher Herwig Bahner pflichtete ihnen bei. Bei aller Nostalgie handle es sich hier "um das Eigentum anderer Leute". Auch die BBV, die in ihrem Wahlprospekt noch nachdrücklich für den Erhalt des gesamten Ensembles plädiert, wollte "nichts gegen die Eigentümerin entscheiden" (Hardy Baumann).

Vergeblich stimmten Teile der SPD und Franz Neuhierl von den Freien Wählern für einen umfassenden Denkmalschutz. Allein um die Bedeutung des Gebäudes müsse es gehen, sagte SPD-Faktionssprecher Axel Lämmle. "Das darf man nicht am Geldbeutel festmachen." Neuhierl sieht zudem Bedarf nach einem Saal für die örtlichen Vereine.

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