Kino:Herzige Klischees

Die Hanni & Nanni-Zwillinge zu Gast in Bruck

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Schon 20 Minuten vor Schluss des Films "Hanni & Nanni - mehr als beste Freunde" laufen ein Dutzend junge Mädchen nacheinander aus dem Kinosaal hinaus. Sie scheinen wohl neugierig zu sein, ob die beiden Heldinnen von der Leinwand schon draußen im Foyer des Brucker Scala-Kinos warten. Als der Film mit dem wenig überraschenden Wohlfühl-Happy End zu Ende geht, kommen Laila und Rosa Meinecke, die Zwillinge im Film, in den Kinosaal. Zusammen mit dem Produzenten Hermann Florin befinden sie sich auf einer Werbetour für den Film.

Hanni und Nanni

Autogrammstunde im Brucker Scala-Kino: Laila und Rosa Meinecke, die Hanni&Nanni-Zwillinge, umringt von jungen Fans.

(Foto: Günther Reger)

Die neue Hanni & Nanni-Filmproduktion ist eigentlich der vierte in der Reihe. Die ersten drei Verfilmungen des Mädchenbuch-Klassikers seit 2010 waren Kassenschlager. Sie spielten 19 Millionen Euro ein. Nachdem die damaligen Zwillinge dem passenden Alter entwachsen sind, sind die Meinecke-Schwestern die neuen Filmzwillinge. Auch Regisseurin Isabell Suba ist neu. Die 35-Jährige gehört eher zur Garde der "jungen Wilden". Doch im Teil vier von Hanni & Nanni wird von Suba verlangt, dass sie tradierte Mädchenrollen wieder aufleben lässt. Mädchen und Pferde ist eines dieser verstaubten Klischees, das jedoch die Kinokassen immer wieder klingen lässt. Mädchengangmäßig wird auch viel gesungen und getanzt. Wichtig ist auch: Jungen dürfen in der Geschichte überhaupt nicht vorkommen.

Die jungen Mädchen im Scala, die den großen Kinosaal zu zwei Dritteln füllten, bekamen im Film ein zunächst unglückliches Zwillingspaar Hanni und Nanni zu sehen, weil ihre Mutter Susanne (Jessica Schwarz) wegen ihrer Arbeit ständig unterwegs ist. Vater und Künstler Charlie (Sascha Vollmer) scheint unfähig zu sein, die alleinige Erziehung zu übernehmen. Die Schwestern kommen ins Internat Lindenhof. Die Mädchen versuchen dort sofort viel Chaos anzurichten, um die dreiwöchige Probezeit nicht zu bestehen. Doch das gelingt nicht, weil die Zwillinge trotz Differenzen untereinander den Verkauf des Internatsschlosses und dessen Umwandlung in ein Golfhotel verhindern müssen. Auch gilt es des Hengst Pegasus zu zähmen. Prominent besetzt ist der Film unter anderen mit Henry Hübchen als alten Schlosskauz und mit Katharina Thalbach als schrullige Französischlehrerin.

Laila und Rosa Meinecke kamen zum Kinostart im Scala aus Halle an der Saale angereist. Die elfjährigen Schwestern wirkten ganz im Gegensatz zu ihrer draufgängerischen Art im Film vor dem jungen Kinopublikum doch eher schüchtern. Produzent Florin nahm ihnen die Antworten auf die Dutzend Fragen der jungen Besucherinnen im Saal häufig ab. "Wer ist jetzt Hanni und wer ist Nanni?", lautete eine Frage. Die Fragerin tippte selbst falsch - es war, wie so oft im Leben der Zwillinge, genau andersherum. Übrigens: Hanni und Nanni - die Namen klingen sehr Deutsch, aber die Romane stammen von einer englischen Autorin aus den Vierzigerjahren. Auf Deutsch wurden insgesamt 30 Bände veröffentlicht.

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