Süddeutsche Zeitung

Kennenlern-Aktion:Eine Stadt präsentiert sich

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Zuerst fährt Oberbürgermeister Andreas Haas Neubürger durch Germering, im Anschluss stellen sich 65 Vereine, Parteien und Einrichtungen an Infoständen vor

Von Eirik Sedlmair, Germering

Im Orlandosaal der Stadthalle Germering steht Tisch an Tisch, überall liegen Infoflyer, mehr als 100 Menschen wuseln durch den Saal. Grund dafür ist die Veranstaltung "Neu in Germering". 65 Vereine, Parteien und öffentliche Einrichtungen sind in die Stadthalle gekommen, um die Neubürger über das Vereinsangebot in der Stadt zu informieren.

Einer dieser Vereine ist der Germeringer Fotoclub. Jürgen Schwarzbach, der den Fotoclub bei der Veranstaltung vertritt, bezeichnet seinen Verein als eine "Vereinigung von fotografie-begeisterten Menschen". Der Spaß am Foto stehe im Vordergrund, außerdem biete der Verein auch interne Workshops an. Der Verein hat aktuell 23 Mitglieder. Schwarzbach hofft natürlich, durch die Veranstaltung neue Mitglieder zu finden. Er war schon im vergangenen Jahr dabei, da konnte er Neumitglieder dazugewinnen. Auch die Deutsch-Italienische Gesellschaft Germering ist vertreten. Sie organisiert unter anderem Reisen nach Italien, durch die guten Kontakte des Vorsitzenden Bruno Diazzi würde sie bei jedem Besuch in Italien vom jeweiligen Bürgermeister empfangen, erzählt Margot Sutor. "Das ist schon was Besonderes." Sutor ist die zweite Vorsitzende der Gesellschaft, Diazzi kann nicht bei "Neu in Germering" sein - er ist in Italien.

Doch die Veranstaltung in der Stadthalle war nur der Höhepunkt. Bevor die Neubürger die Vereine ihrer neuen Heimat kennenlernten, waren sie in Bussen durch die Stadt gefahren worden. Seit 2009 bietet die Stadt Germering diese Aktion an. Angefangen an der Stadthalle, ging es übers Freibad zum Mehrgenerationen-Haus Zenja bis hin zum Germeringer See. In einem Bus übernahm Bürgermeister Andreas Haas die Moderation und mimte den Stadtführer. 80 Neubürger schlossen sich der Busfahrt an. Haas will den Neu-Germeringern seine Stadt näherbringen.

Petra und Hans Brand wussten nicht ganz, was sie von der Aktion halten sollten, als die Einladung für "Neu in Germering" in ihrem Briefkasten landete. "Am Anfang haben wir gedacht: Was soll das? Will sich der Bürgermeister bei den Zugezogenen einschleimen?", sagt Hans Brand. Dann entschieden sie, "aus Gaudi" doch bei der Busfahrt mitzumachen - und fanden die Aktion dann auch super. Das Ehepaar ist vor Kurzem erst aus München nach Germering gezogen, sie haben sich ein Haus in der Stadt gekauft. Brand hat schon in mehreren Städten gelebt, doch so etwas wie die Aktion "Neu in Germering" kannte er nicht.

Ganz uneigennützig sei die Aktion natürlich nicht, sagt Bürgermeister Haas. Germering habe eine enorme Fluktuation in den Bevölkerungszahlen. Durch die Nähe und die gute Anbindung an München ziehen jedes Jahr viele Menschen nach Germering, sagt Haas. Es verlassen aber auch viele Stadt wieder nach kurzer Zeit. So zogen im Jahr 2017 knapp 3150 Menschen nach Germering, knapp 2950 verließen die Stadt wieder. Durch Aktionen wie "Neu in Germering" wolle er die Menschen von seiner Stadt überzeugen, sagt der Bürgermeister. Germering sei vielleicht nicht die schönste Stadt, sagt Haas. Aber "wenn man hier lebt und in den Vereinen aktiv ist, dann identifiziert man sich auch eher mit der Stadt", so der Bürgermeister.

"Saucool", fand etwa Sonja Reil die Busfahrt. Sie ist vor einem Jahr aus Fürstenfeldbruck nach Germering gezogen. "Wie geil ist das denn", dachte sie, als der Bürgermeister sie durch die Stadt führte. Eine solche Aktion kannte sie aus anderen Städten ebenfalls nicht. "Da stellt sich einfach der Bürgermeister hin und erzählt einem etwas über die Stadt. Und du hast nicht das Gefühl, das ist der Bürgermeister, sondern dass er dazugehört. Es war einfach toll", sagt Reil.

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Quelle:
SZ vom 21.05.2019
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