Keine Angst vor bewaffnetem Räuber:"Na, dann schieß doch!"

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Mit einer Waffe stand ein Maskierter plötzlich in der Apotheke. Samir Badenjki aus Germering hat das wenig beeindruckt. "Irgendwie verarscht" habe er sich gefühlt - und schätzte die Situation glücklicherweise richtig ein. Nachahmung: nicht empfohlen.

Von Stefan Salger

Mit dem Titel "Money, Money, Money" war die schwedische Popgruppe Abba 1976 sehr erfolgreich. Das Stück dauerte drei Minuten und sechs Sekunden und brachte Abba Millionen. Mit einem unvollständigen Plagiat ist am Montagabend ein Räuber gescheitert, der es auf die Kasse der Andreas-Apotheke an der Landsberger Straße in Germering abgesehen hatte.

Der mit einem braunen Schal maskierte Mann betrat gegen 18.30 Uhr mit gezückter Pistole den Verkaufsraum und presste zwei Worte heraus: "Money, money". Sein Auftritt freilich war nach weniger als einer Minute beendet: Apotheker Samir Badenjki ließ den ungebetenen Gast abblitzen und schlug ihn in die Flucht. Denn "Money for Nothing" (Dire Straits, 1985) gibt es in seiner Apotheke nicht.

Am Tag danach zeigt sich der 64-Jährige immer noch unbeeindruckt. Ob es sich bei der braunen Pistole um eine scharfe Waffe oder einen Schreckschussrevolver handelte, kann er nicht sagen. Aber der verhinderte Räuber habe auf ihn keinen sonderlich entschlossenen Eindruck gemacht. Badenjki antwortete auf die ziemlich unmissverständliche Forderung lapidar: "Na, dann schieß doch!"

Konsterniert machte sich der etwa 25 Jahre alte und 1,80 Meter große Mann, der mit einer blauen Sporthose mit seitlichen weißen Streifen und einer olivgrünen bis braunen Jacke bekleidet war, daraufhin aus dem Staub. Die Fahndung der Polizei blieb bislang ohne Ergebnis (Hinweise unter 08141/ 612-0). Badenjki sagt: "Ich bin stark genug für so eine Situation." Er habe sich irgendwie "verarscht gefühlt" und schätzte die Situation letztlich richtig ein.

Auch wenn er natürlich weiß, dass so etwas im schlimmsten Fall schief gehen kann und man seine Strategie angesichts möglicher Risiken und Nebenwirkungen sicher nicht pauschal zur Nachahmung empfehlen kann.

Zum Zeitpunkt des versuchten Überfalls war noch seine Schwiegertochter im Verkaufsraum, seine Frau und sein Sohn befanden sich in einem rückwärtigen Raum der Apotheke. Die Schwiegertochter habe schon einen Schreck bekommen, erzählt der Apotheker, der selbst weder zu Baldrian noch zu einem anderen Beruhigungsmittel greifen musste.

Für die Badenjkis war es der erste und hoffentlich auch letzte Überfall in ihrem Leben. Am Dienstagmittag, als auch die Polizei wieder weg ist, geht alles wieder seinen normalen Gang - auch wenn der Vorfall und der coole Apotheker bei den Kunden natürlich Gesprächsstoff ist.

© SZ vom 23.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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