Süddeutsche Zeitung

SZenario:Von schwarzen Rittern und dunklen Bieren

Lesezeit: 3 min

Luitpold Prinz von Bayern zeigt seine Brauerei, lässt verkosten und mischt sich später unter das Besuchervolk seiner Gauklernacht.

Von Heike A. Batzer, Kaltenberg

Trinkt ein schwarzer Ritter auch Dunkelbier? Zumindest hat er einen Glaskrug in der Hand und prostet Luitpold Prinz von Bayern zu. Beide sitzen im Hof von Schloss Kaltenberg hoch zu Pferde und nehmen einen Schluck vom König Ludwig Dunkel, das sich in den Krügen befindet. Der schwarze Ritter ist in voller Montur an diesem heißen Nachmittag, nur Helm und Visier fehlen. Sein langes Haar hängt weit über die Schultern herab. Er blickt ein bisschen grimmig drein. Na ja, das muss er als schwarzer Ritter wohl auch. Er ist ja der Bösewicht.

So schnell, wie er gekommen ist, verschwindet er wieder. Ludovic Gortva ist beschäftigt. Es ist der Vorabend seiner Premiere. Gortva ist der neue schwarze Ritter. Zehn Kaltenberger Turniere hat er schon mitgemacht, zumeist als strahlender Held, der den schwarzen Ritter in die Schranken weisen durfte. Nun hat er die Seiten gewechselt. Am Samstag ritt er zum ersten Mal in der neuen Rolle durch die knapp 10 000 Zuschauer fassende Arena.

Das Mittelalter kehrt für drei Wochenenden zurück

Von Mitte bis Ende Juli kehrt alljährlich an drei Wochenenden das Mittelalter zurück auf das weitläufige Gelände rund um das Schloss in Kaltenberg, einem kleinen Ortsteil der Gemeinde Geltendorf im Landkreis Landsberg am Lech. Das Ritterturnier dort gilt als weltgrößtes Mittelalterspektakel, ins Leben gerufen im Jahr 1980 von Luitpold Prinz von Bayern. "Die Menschen mögen Kostüme", sagt der 72-Jährige - der ein Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. ist - auf die Frage, warum das Leben im Mittelalter eine solche Faszination ausübe.

Außerdem würden die Menschen das heimische Handwerk, die eigene Kultur entdecken. Der mittelalterliche Markt in Kaltenberg präsentiert entsprechend ausgefallenes Handwerk, in der Arena und auf Open-Air-Bühnen sind Musiker, Jongleure, Tänzer, Geschichtenerzähler, Feuerkünstler unterwegs. Begonnen hat das Spektakel am Freitag mit der Gauklernacht. Höhepunkt ist an acht der neun Veranstaltungstage das Ritterturnier. An reichlich vielen Schänken gibt es reichlich viel zu essen und zu trinken. Gereicht werden die gekühlten Getränke in großen steinernen Maßkrügen und einer kleineren, 0,3 Liter fassenden Version.

Und damit zurück zum Bier, denn bei den Ritterspielen wird fast ausschließlich Dunkelbier ausgeschenkt. Luitpold von Bayern hat nicht nur die Ritterspiele erfunden, sondern auch das König Ludwig Dunkel. 1976 begann er - gegen den damaligen Trend - Dunkelbier zu brauen. Ende der Fünfzigerjahre seien die Vorlieben in Deutschland "komplett auf Helles gekippt", erzählt er bei einer Führung durch die Brauerei. Mit dem König Ludwig Dunkel habe er Dunkelbier in Deutschland "wieder hoffähig" gemacht.

Dass aber für manch anderes Dunkelbier in Wahrheit gar kein dunkles Malz verwendet würde und es sich dabei lediglich um gefärbtes helles Bier handle, den Hinweis gibt er gleich mit dazu. Wie kann der Verbraucher das unterscheiden? Gefärbte Dunkelbiere "schmecken wie ein Helles", erklärt Braumeister Andreas Eder, der die Erläuterungen gibt. Echtes Dunkelbier schmecke "weicher, süßer".

Jede Biersorte braucht ihr passendes Glas

Nicht immer wird es neuen Ideen leicht gemacht. "Dunkel, aber leicht" hatte die König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg damals ihren Werbeslogan genannt. Eine spätere Auflage dafür, was exakt unter einem Leichtbier zu verstehen sei, ließ den Spruch dann wieder von der Bildfläche verschwinden. "Da kann man sehen, was passiert, wenn Sie Innovationen machen", sagt Luitpold von Bayern süffisant: "Sobald Sie etwas Interessantes machen, kommt jemand, der dann eine Norm macht."

Jedes Bier aber könne sich auch erst im richtigen Glas entfalten. Luitpold Prinz von Bayern lässt ein dunkles Weißbier, das Dunkelbier und das Starkbier namens Ritterbock in jeweils unterschiedlich geformten 0,1-Liter-Probiergläsern bringen. Das kastanienbraune Dunkle mit dem feinen Schaum eigne sich zum Beispiel zum Schweinsbraten, sagt er, "oder auch nach einer schweren Weinprobe - zum Neutralisieren". Später taucht er dann in die Gauklernacht ein und mischt sich unter die vielen tausend Besucher.

Weitere Vorstellungen: Nachtturnier 21. und 28. Juli, Abendturnier 22. und 29. Juli, Tagesturnier 23. und 30. Juli. Tickets unter www.ritterturnier.de

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6035643
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.