Kaltenberg:Junge Töne in alten Gemäuern

Kaltenberger Ritterspiele

Bisher war in Kaltenberg nur mittelalterliche Musik zu hören. Künftig soll sich das ändern.

(Foto: Günther Reger)

Das Schloss Kaltenberg will mit neuen Veranstaltungen attraktiver werden. Den Anfang macht ein Open-Air-Festival

Von Florian J. Haamann, Kaltenberg

Das Schloss Kaltenberg und seine alljährlichen Ritterspiele stehen quasi synonym füreinander. Dass das Gelände aber Potenzial für wesentlich mehr bietet, hat Heinrich Prinz von Bayern, Geschäftsführer der Spiele, bereits im Sommer angedeutet. "Natürlich sind drei Wochenenden im Jahr keine wirklich gute Auslastung für eine meiner Meinung nach tolle Veranstaltungsstätte", sagte der 29-jährige im Juli in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung und ergänzte: "Ja, bastle an Plänen. Das neue Dach über der Tribüne bietet zum Beispiel neue Möglichkeiten, etwa für Konzerte." Und genau das ist, was er nun in die Anlage geholt hat: Ein ganz besonderes Konzerterlebnis, das nicht weiter von der Mittelalterthematik entfernt sein könnte. Puls, der Jugendkanal des Bayerischen Rundfunks, hat angekündigt, am 10. und 11. Juni kommenden Jahres ein zweitägiges Open-Air-Festival in Kaltenberg zu veranstalten.

Zwar ist das Linie-Up für das zweitägige Festival noch nicht komplett, aber die Bands, die bereits feststehen, sind vielversprechend, mit Namen wie Milky Chance, MØ, Aurora und den Münchnern von Schlachthofbronx. Es sind zwar keine Weltstars, aber Bands, die Musikbegeisterten längst ein Begriff sind und die den größten Teil ihrer Karriere noch vor sich haben. Damit entspricht das Konzept für Schloss Kaltenberg ziemlich genau dem Programm des Senders: Spannende nationale und internationale Newcomer stehen dabei genauso im Fokus wie regionale Projekte. Außerdem, sagt Andy Bareskow, Projektleiter des Festivals, werden einige Bands aus dem Musikförderprogramm von Puls präsentiert.

Das Festival soll aber nur der erste Schritt zu einer Diversifikation des Programms auf Kaltenberg sein, wie Pressesprecher Markus Wiegand erzählt. "Wir hoffen, dass wir weitere gute Partner finden können, mit denen wir über attraktive Formate entwickeln können." Der Fokus liege dabei auf der Attraktivität für ein jüngeres Publikum. Thematisch will man in Kaltenberg dabei nicht zwingend am Mittelalter festhalten, dafür gibt es auch weiterhin die Ritterspiele. Nur eines sei wichtig, so Wiegand, dass die Veranstaltungen hochwertig seien. "Es wird nicht so kommen, dass wir jede Woche Halli-Galli-Abende bei uns haben wollen. Wir denken erst einmal an ein bis zwei zusätzliche besondere Veranstaltungen." Konkrete Ideen gebe es allerdings noch nicht, man befinde sich momentan noch in der "Nachdenkphase".

Durch die Erweiterung des Programms sollen aber nicht nur mehr junge Menschen nach Kaltenberg gelockt werden. Das Schloss soll so insgesamt zu einem attraktiveren Anlaufpunkt gemacht werden. Ein Stein in diesem Mosaik ist auch die gastronomische Ausrichtung des Bräustüberls. Dort hat Koch Alexander Zimmermann ein neues Konzept entwickelt. Unter dem Motto "Königliche Hofküche" werden dort Rezepte aus alten Kochbüchern modern interpretiert. Highlight ist der "Chefs-Table", ein Sieben-Gänge-Menü, das der Koch den Gästen am Tisch auf Nymphenburger Porzellan serviert.

"Es geht darum, das ganze Potenzial der Anlage auszunutzen. Das Gelände ist drei Hektar groß und muss betrieben, bebaut und erhalten bleiben", erklärt Pressesprecher Wiegand die neue Strategie. Um die Qualität der künftigen Veranstaltungen zu gewährleisten, will man in Kaltenberg eher eigene Ideen gemeinsam mit Partnern entwickeln, als sich externe Veranstaltungen auf das Gelände zu holen. "Bei Veranstaltern besteht immer die Gefahr, dass sie eine Location aus Eigennutz verbrennen. Uns geht es aber vor allem um Nachhaltigkeit", sagt Wiegand. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit Puls auch langfristig angedacht. Sollte das Festival im kommenden Juni ein Erfolg werden, dann ist geplant, es regelmäßig zu wiederholen. Und so könnte das Schloss Kaltenberg mit seinen frischen Ideen in den kommenden Jahren zu einem höchst interessanten Kulturprojekt am Rande des Landkreises werden.

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