Kabarett:Ein Rückblick voller Satire

Django Asül

Nicht etwa ein Bier, sondern vielmehr einen Tee für die geschundene Stimme gönnt sich Django Asül.

(Foto: Günther Reger)

Django Asül begeistert das Publikum in Germering

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Es soll wohl Menschen geben, die zum Ende eines jeden Jahres immer wieder auf den "Rückspiegel" von Django Asül warten, um zu begreifen, was wirklich passiert ist in den vergangenen Monaten. Und auch in der voll besetzten Germeringer Stadthalle hatten sicherlich noch einige Besucher ein Aha-Erlebnis, als ihnen vom niederbayerischen Kabarettisten das "Ministerienroulette" von Hubert Aiwanger vor Beginn der Koalitionsverhandlungen mit der CSU ausführlich erklärt wurde. Wollte doch der Freie Wähler-Zampano, nachdem er verschiedene Varianten zum Besten gegeben hatte, "drei ganze Ministerien und fünf auf 400-Euro-Basis", wie Asül zum großen Vergnügen des Publikums ausführte.

Überhaupt: Aiwanger scheint in der Kabarettistenzunft so langsam zum beliebten Satireobjekt zu werden. Asül nennt ihn den "Wolpertinger der bayerischen Politik", dem immer wieder skurrile Sätze einfallen, die eins zu eins in einen Kabaretttext passen würden. Zitat Aiwanger: "Man muss aufpassen, wenn man mit jemanden ins Bett geht, der viermal so schwer ist wie man selbst." Gemeint war wohl die Relation des Kräfteverhältnisses von Freien Wählern und der CSU. Der Saal amüsierte sich jedenfalls prächtig. Entscheidend ist dabei, dass Asül bewusst Pausen lässt, damit die Zuhörer seine Pointen auch verarbeiten können.

Natürlich spielten auch andere vermeintliche Politgrößen eine Rolle. Seehofer und Söder sowieso, der Scheuer Andy, wie er in Bayern vertraulich genannt wird, oder auch Andrea Nahles. Django Asül ist sich sicher: "Die hat erst die SPD übernommen und dann sich selbst." Doch dann folgte auch ein wohl ernst gemeintes Lob für die SPD nach fast einem Jahr Groko: "SPD-Minister geben der Regierung ein Gesicht."

Bei Django Asül sitzt alles perfekt: Witzdenken, Sprachkunst, Übergänge, Überraschungsmomente, und jedem Innehalten folgt ein weiteres Feuerwerk sarkastischer Interpretationen des Weltgeschehens. Man spürt seine Erfahrung aus 21 Bühnenjahren. Er weiß, was er in so einem Jahresrückblick unterbringt und was nicht. Äußeres scheint ihm eher unwesentlich zu sein. Er tritt in Jeans und Pullover auf und der 46-jährige Kabarettist hält ein Stapel Manuskriptblätter in der Hand, die er dem Programmverlauf entsprechend von vorne nach hinten sortiert. Er schreitet immer wieder zu einem kleinen Bistrotisch, um aus einem großen Glas Tee zu trinken. "Die Stimme ist angeschlagen", führte er sich selbst anfangs ein. Wenn die Stimme belegt und dadurch vielleicht auch der Kopf vernebelt ist, kann das für einen Künstler böse enden. Doch Django Asül heizt die mittelschwere Indisposition so gekonnt weg, dass dem Publikum nicht einmal Zeit für mitleidige Gedanken bleibt. Da ist der dynamische Vielsprecher ganz Bühnenprofi.

Um die Besucher nicht ganz und gar politisch zu überfrachten, nahm sich Asül auch immer wieder andere Themen und Personen vor. Den FC Bayern-Bossen legte er als bekennender FCB-Fan den Grundgesetzartikel eins wie folgt in den Mund: "Die Tabellenführung des FC Bayern ist unantastbar." Oder die "Entlassung des Affenbeauftragten" bei VW, der Abgastests mit Affen betrieben hatte. Asül kommentierte den Abstieg des unter Schröder und Merkel stellvertretenden Regierungssprechers Thomas Steg zum Affenbeauftragten noch einmal genüsslich. Tatsächlich war dieser Abend genauso amüsante wie intelligente Unterhaltung pur. Aber auch noch einmal ein Lehrstück diverse Ereignisse des Jahres 2018 vielleicht neu zu denken und einzuordnen.

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