Kabarett:Alles Banane

Kabarett: Weiß, wie er sein Publikum zum Lachen bringen kann: Stefan Otto im Maisacher Festzelt.

Weiß, wie er sein Publikum zum Lachen bringen kann: Stefan Otto im Maisacher Festzelt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Stefan Otto begeistert mit "Ois dabei" die Maisacher

Von Emil Kafitz, Maisach

Eine Gitarre, ein Keyboard und ein Waschbrett warten von Scheinwerfern beleuchtet auf ihren Einsatz. Das Trio steht auf der Bühne des Festzelts Moerz, wo unter blau-weiß geschmückter Decke "Die Perle aus Maisach" von Menschen in Lederhose und Dirndl genossen wird. Das gut gefüllte Bierzelt erwartet den Mann, der sich gerade ein knallgelbes Bananenkostüm am Bühnenaufgang bereitlegt. In wenigen Minuten wird Musikkabarettist Stefan Otto das Herz des Maisacher Volksfestes höher schlagen lassen. Dann betritt er energetisch und mit breitem Grinsen die Bühne und hängt sich schwungvoll seine Gitarre um. "Geht es euch gut?" Das Publikum reagiert erwartungsgemäß. "Das werden wir ändern!" Denn knappe zwei Stunden später geht es den Zuhörern mehr als nur gut.

Stefan Otto spielt Lieder, erzählt Geschichten, unterhält sich locker mit dem Publikum und klimpert, während dieses noch lacht, schon wieder auf seiner Gitarre. Er wählt Themen, mit denen sich jeder im Zelt identifizieren kann. Das Klischee der Schwiegermutter wird ebenso aufs Korn genommen wie das Küchengerät "Thermomix". Bei einem Gitarrenstück über letzteres lässt Otto alle Frauen im Saal rufen "Glücklich ist wer einen hat!" Trotz des durchaus charmanten Stils des Dingolfingers ist sein Humor als rustikal zu bezeichnen. Es geht viel um Verdauung und Harndrang, um Sex und die Probleme, die dabei auftreten können. "Uns niederbayrischen Kabarettisten wird immer vorgeworfen, es ginge nur ums Fressen und Saufen. Das stimmt." Dabei bedient sich Otto ein wenig zu oft gängiger Klischees und klassischer Rollenbilder. Letztlich wird aber klar, dass jeder sein Fett wegbekommt ,und die eindeutigen Überspitzungen, die er verwendet, machen es einem leicht, über die eigentlich simple Grundlage hinwegzusehen.

Zur musikalischen Ergänzung verwendet der hauptberufliche Schreiner einen sogenannten "Looper", der kurze Melodiesequenzen immer wieder wiederholt. Um die Funktionsweise deutlich zu machen, spielt er zu Beginn verschiedene Instrumente in den Looper ein, sodass am Ende ein Stück zu hören ist, das von einer ganzen Live-Band stammen könnte. Seine imaginäre Gruppe stellt der Bandleader Otto in der Folge mit großem Elan vor, jedes Mitglied mit Namen und Instrument.

Stefan Otto macht seit mittlerweile 16 Jahren Kabarett, in Maisach spielt er sein Best-of-Programm "Ois dabei". Seit seinem Karrierebeginn stand er auf diversen Kleinkunst- und Kabarettbühnen, das Auftrittsformat im Bierzelt scheint er jedoch zu bevorzugen: "Da steht in der Regel eine Maß Bier vorm Gast, welche ja auch nicht warm werden sollte. Drum ist für ein Bierzelt meiner Meinung nach Musikkabarett gut, weil die Gäste Mitklatschen und Mitmachen können." Auffallend ist Ottos ausgeprägtes Imitationstalent. In einem Teil der Show interpretiert er den Helene-Fischer-Song "Atemlos" im Stil verschiedener deutscher Musiker von Heino bis Herbert Grönemeyer. Für ein anderes Stück versetzt er sich in die Lage seines zehnjährigen Ichs, das um jeden Preis cool sein will. Auf seiner Schirmmütze steht "FUCK", er singt über sein Leibgericht - die "Kükerlhax".

Dass Otto seiner Kreativität auch gerne mal freien Lauf lässt, wird klar, als er nach der Pause in dem Bananenkostüm auf die Bühne tritt und auf dem Keyboard einen "selbstkompostierten" Werbesong für die Firma Chiquita zum Besten gibt, der für deren Verkaufszahlen wohl nicht zwingend zuträglich wäre. In seinem Stück "Reggae-Loop" wechselt er zwischen den verschiedenen Instrumenten, legt mit dem Looper eine Aufnahme über die andere und singt dabei: "Des is so reggaemäßig - da reg i mi ned auf!" Beim Höhepunkt des Songs kommt auch endlich das Waschbrett als Percussioninstrument sowie eine Mundharmonika, die Otto aus seiner Hemdtasche hervorzaubert, zum Einsatz.

Nach gut eineinhalb Stunden setzt er zum großen Finale an: In einem Medley spielt er bekannte Hits mit umgedichtetem Text. So wird aus Helene Fischers "Atemlos" "Atomlos", ein Song über die Energiewende, "Ohne Dich" von Münchner Freiheit wird kurzerhand zu dem Trinkspruch "Ohne dich schaff ich's heut' Nacht nicht heim" und als er dann noch "Hulapalu" von Andreas Gabalier anstimmt, singt auch der letzte Volksfestbesucher mit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: