Junge Union Maisach:Aufreizende Parteiwerbung

Der Nachwuchs der CSU startet eine ungewöhnliche Postkarten-Aktion

Von Christian Hufnagel

Es ist durchaus eine Einladung. Eine blonde, wohl geschminkte junge Frau zieht den Bademantel von der Hüfte aufwärts auseinander. Und blickt großäugig, durchaus auffordernd den Betrachter an. Dessen Blick tut sich schwer, den Anstand zu wahren, um nicht ins Zentrum der Geste abzurutschen und in der Mitte des passablen Rundausschnitts des engen T-Shirts zu landen. Zweifelsfrei ein Eyecatcher dieses Werbefoto, wenngleich es natürlich nicht gerade neu ist, die Reize der Frau einzusetzen. Funktioniert dennoch immer wieder. Mit der Präsentation des Weiblichen will also vermutlich hier jemand auf sich aufmerksam machen, der damit in irgendeiner Form geschäftlich zu tun hat. Ein Anbandel-Fitnessstudio oder eine Dating-Agentur kämen einem in den Sinn. Irritierend indes, dass exakt in jener Oberweitenmitte ein genrefremdes Logo prangt und den Bezug zur JU, der Nachwuchsorganisation einer christlich-sozialen Partei herstellt.

Die abgebildete junge Frau macht also offensichtlich Politik. Kämpft vielleicht für Energiewende, Auto-Maut oder Mütterrente. Und sucht Mitstreiter - im Auftrag der Jungen Union aus Maisach. Diese hat 5000 Karten mit und von ihr gedruckt, um daran zu erinnern, dass es "nicht immer nur zwingend sehr ernst und trocken in der Politik zugehen muss". Und weil so eine Überzeugungskampagne mit Bild alleine vielleicht doch nicht auskommt, hat man einen aphrodisierenden Slogan zugegeben: "Scha(r)f auf Politik." Und schon erfasst der Betrachter den immensen Tiefsinn der Postkarte: Der Bademantel ist ein Schafspelz, deshalb auch die langohrige tierische Kapuze auf dem Haupt der jungen Frau. Und "scharf" ist natürlich nicht die äußere Hülle, sondern der Inhalt der Botschaft, die Politik. Wer also an eine schnöde Animationsgeschichte glaubte, hat die poetisch-allegorische Dimension nicht erfasst: Unterm scheinbar grauen Schafspelz der Politik lodert und lockt die ewige Jugend. Und die Scharfmacher aus Maisach werben mit diesem Bildnis schlichtweg um neue Mitglieder, die sodann aufgerufen sind, "selbst gestalterisch aktiv zu werden". Da guckst du!

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