Junge Musiker:Vier Bands überzeugen

Die Jury des SPH-Contests in der Cordobar in Germering schickt mithilfe einer Wildcard eine Musikgruppe mehr als vorgesehen in die nächste Runde

Von Sonja Pawlowa, Germering

Normalerweise gilt beim Bandcontest ein System, nach dem die Hälfte der Teilnehmer einer Veranstaltung ausscheidet. Beim SPH-Bandcontest in der Cordobar in Germering ist das am Freitagabend nicht der Fall gewesen. Von den sechs teilnehmenden Bands kamen vier in die nächste Runde, denn die Jury vergab eine Wildcard. Deshalb wird neben dem Gewinner Vibesbuilder, den Bands Frogstitution und Backstreet Oiz auch das Duo Bulls I in der nächsten Runde dabei sein.

Sechs Bands traten in der Cordobar zur Vorrunde des SPH-Bandcontests gegeneinander an. Sechs Bands im eigentlichen Sinne waren es nicht, denn schon den Auftakt machte ein Solokünstler: Aeralina alias Dennis Olsza aus München-Hadern. Am frühen Abend in einer leeren Cordobar aufzutreten, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Dennis baute sich mutig mit der E-Gitarre vor seiner Hinterwand-Projektion auf, versprühte den Charme seiner Luftgitarrenakrobatik und bediente das Play-back seiner unsichtbaren Band vom Band. Hut ab vor seiner Inszenierung, doch Aeralina schied aus.

Cordobar

Belohnt für ihren Auftritt wurden beim Bandcontest in Germering (von links) Benjamin Sobetzko und Jakob Michel von Bulls I.

(Foto: Günther Reger)

Ähnlich schlechte Karten hatte die Rockband Manera, die für ihren Auftritt aus Wolfratshausen angereist war. Manera spielen bereits seit drei Jahren zusammen Heavy Metal. Nach Auftritten beim "Der-Süden-bebt-Festival" in Bad Tölz und dem Bandbattle von Radio Alpenwelle, arbeitet Manera mittlerweile an einer EP. Obwohl die Band in Germering ohne Fanmeile antrat, gelang es Fabi, dem prächtig tätowierten Sänger von Manera, das Publikum in die Hocke zu zwingen, hochschnellen zu lassen und sogar zum Mitsingen zu animieren. Seine Bühnenerfahrung hat leider nicht geholfen, denn Manera wurden nicht in die nächste Runde gewählt.

Bulls I öffneten die Tür zu einer völlig anderen Stilrichtung. Das Duo aus Gräfelfing lebt von zwei Stimmen und einer Akustikgitarre. Ihre anspruchsvollen und zugleich witzigen Texte wie "Das ist kein Trennungslied" wurden begeistert mitgesungen. Bulls I, bestehend aus dem Studenten Benjamin Sobetzko und dem Auszubildenden Jakob Michel, gründeten sich an Silvester 2008 zunächst als Vier-Mann-Band. "Die anderen sind dann abgesprungen. Übrig geblieben sind wir," erklären Bulls I. Sehr sympathisch schreiben sie "Lieder für die Kleinen" und agieren sogar als Jugendbotschafter für das Kinderhospiz. So viel positive Ausstrahlung wurde belohnt. Völlig überraschend errangen Bulls I eine Wildcard der Jury.

Cordobar

Das Duo aus Gräfelfing wurde vom Publikum viel beklatscht und erhielt eine Wildcard für die nächste Runde.

(Foto: Günther Reger)

Die drittplatzierte Band Frogstitution stammt aus Fahrenzhausen und war mit einem stattlichen Fanklub angereist. Michi, Tom und Christian wurzeln in der Generation Offspring und Postpunk. In derbstem Bairisch kündigten sie die Songtitel an, sangen jedoch auf Englisch, denn: "Dann klingt es nicht so schnulzig." Frogstitution existieren erst seit Kurzem und hatten vorher nur einen Auftritt bei einer Geburtstagsfeier. Nichtsdestotrotz waren sie mit einer gewaltigen Unterstützertruppe angereist, die ihnen auch die Mehrzahl der Publikumsstimmen einbrachte.

Und noch eine Punkband kam eine Runde weiter: Die Backstreet Oiz aus München. Keine Boy-Group, nicht mal eine reine Männerband, sondern ein unklassisches Ensemble mit einer Frau an der Rhythmusgitarre. Sänger und Gitarrist Lukas legte mit Esprit und Selbstironie den Grundstein zu einer brodelnden Atmosphäre, die sich mit jedem Liedtext in eine wabernde Woge verwandelte und bis hin zum Tsunami steigerte. Das volle Leben nebst Pogo, Achselschweiß und Dosenbier, vorgelebt auf der Tanzfläche und in Worte gefasst durch die Backstreet Oiz, klang das wie: "Warum bin ich so dumm?" oder "Techno ist Scheißmusik".

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Ausgeschieden ist dagegen die Gruppe Manera aus Wolfratshausen.

(Foto: Günther Reger)

Ähnlich heiß ging es bei der Siegerband The Vibesbuilder her. Wie Zauberer stürmten die sechs Künstler vom Ammersee die Bühne: in bodenlange Seidenmäntel gehüllt und mit allerlei Kopfbedeckungen und Instrumenten wie Fagott, Horn und Trompete ausgerüstet. Die ungeheuer lebendige Gruppe verbreitete eine Mischung aus Gute-Laune-Musik und sehr cooler Atmosphäre. Es wurde zugleich gesungen, getanzt und gerappt, auf Spanisch, Englisch und Deutsch performt. Dreistimmiger Gesang traf auf die Harmonie dreier Bläser. Das riss das Publikum mit. Niemand im Raum konnte bei der Fülle und Dichte bewegungslos und starr bleiben. Die Vibesbuilder zeigten nicht nur ihr hohes musikalisches Niveau, sondern eine facettenreiche Spielfreude und großes kreatives Potenzial. Unterschiedliche Stimmungen transportierten vor allem die drei Sänger: Eine helle, fast klassische Frauenstimme, männlich-entschlossener Sprechgesang und der Gitarrist, der rau und groovig sang. Kaum zu glauben, dass alle Bandcontest-Konzerte so ergreifen wie diese Vorrunde.

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