AbstimmungDie Jugend wählt links

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Hunderte Jugendliche aus dem Landkreis haben, wie hier in Germering, ihre Stimme bei der U-18-Wahl abgegeben.
Hunderte Jugendliche aus dem Landkreis haben, wie hier in Germering, ihre Stimme bei der U-18-Wahl abgegeben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der U-18-Bundestagswahl im Landkreis Fürstenfeldbruck ist eine klare Tendenz zu beobachten. Stärkste Kraft ist die SPD.

Von Melanie Rödel, Fürstenfeldbruck

Würde der Bundestag nach Stimmen der Kinder und Jugendlichen besetzt, könnte Olaf Scholz wohl Kanzler bleiben. Zumindest ist seine Partei bei der U-18-Bundestagswahl im Landkreis Fürstenfeldbruck stärkste Kraft geworden, gefolgt von der CSU.

Bei der U-18-Wahl des Deutschen Bundesjugendrings können Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland an einer symbolischen Bundestagswahl teilnehmen. Dabei ist das einzige Mitmach-Kriterium, unter 18 Jahre alt zu sein. Wahllokale gab es in ganz Deutschland, im Landkreis Fürstenfeldbruck konnte zum Beispiel in den Vereinsräumen von Turmgeflüster und im Jugendzentrum Puchheim abgestimmt werden.

Insgesamt wurden im Landkreis 582 Wahlzettel ausgewertet, meldet der Kreisjugendring Fürstenfeldbruck. Die Stimmen aus Germering sind in dieser Zahl nicht mit inbegriffen, da die Stadt nicht wie der Rest des Landkreises zum Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau gehört, sondern zum Wahlkreis Starnberg-Landsberg am Lech. Von den 582 Stimmen, gingen 20,2 Prozent an die SPD und 18,2 Prozent an die CSU. Die Grünen liegen mit 16,1 Prozent auf Platz drei.

Im Gegensatz zu aktuellen Umfragen unter den erwachsenen Wählern, bei denen die AfD zweitstärkste Kraft ist, hat die AfD bei den U-18-Wählern im Landkreis nur Platz fünf erreicht. Gut elf Prozent der Stimmen konnte sie für sich verbuchen. Damit liegt sie hinter der Linken zurück, die 14,3 Prozent der Wähler für sich gewonnen hat. Dieses Ergebnis steht auch im deutlichen Kontrast zu Umfragen bei den Erwachsenen. Im ZDF-Politbarometer steht die Linke bei sieben Prozent. Auf dem Platz hinter der AfD liegt bei den U-18-Wählern die Tierschutzpartei mit 4,8 Prozent, erst danach kommt die FDP mit 3,9 Prozent . Das Ergebnis zeigt also, dass die Mehrheit der Fürsteldbrucker Jugend Parteien bevorzugt, die von der Mitte bis links stehen.

Eine noch stärkere Links-Tendenz findet sich in den bundesweiten Ergebnissen, die auf der Webseite des Deutschen Bundesjugendrings zu sehen sind. Insgesamt haben 166.443 Kinder und Jugendliche gewählt. Zählt man ihre Stimmen zusammen, wird die Linke stärkste Kraft mit 20,8 Prozent, die SPD belegt den zweiten Platz mit 17,9 Prozent der Stimmen. Darauf folgen CDU und CSU mit 15,7 Prozent. Die AfD landet mit 15,5 Prozent nur ganz knapp dahinter. Ihnen folgen die Grünen mit 12,5 Prozent. Die Tierschutzpartei ist im bundesweiten Ergebnis die stärkste Kleinstpartei und liegt sogar 0,4 Prozentpunkte vor der FDP, die mit 3,4 Prozent den Einzug in den Bundestag verpasst hätte.

„Jede dieser 166.443 Stimmen ist ein Zeichen darauf, dass Jugendliche eine Wahlentscheidung treffen können und ihre demokratische Beteiligung einfordern“, sagt Wendelin Haag, Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings in einer Pressemitteilung der Organisation. Die Ergebnisse seien „ein deutliches Signal an die Politik und die anderen Generationen. Junge Menschen haben vielfältige politische Interessen, die von der Politik wahrgenommen werden müssen“, heißt es dort weiter.

Im Wahlkreis Starnberg-Landsberg am Lech, zu dem Germering gehört, zeigt sich ein etwas anderes Bild. Dort ist die Linke mit 17,6 Prozent zwar zweitstärkste Kraft, wurde aber überholt von der CSU, die 20,5 Prozent der Wählerstimmen im Stimmkreis erhalten hat. Die AfD landet mit rund 15 Prozent deutlich vor der SPD mit 12,5 und den Grünen mit 11,6 Prozent.

Diese leichten Unterschiede solle man aber nicht überbewerten, sagt der Vorsitzende des Kreisjugendrings Starnberg, Claus Piesch. Bereits bei der U-18-Landtagswahl hätten CSU und FDP in dieser Region viele Stimmen bekommen, das ziehe sich durch. Überrascht sei Piesch hingegen vom hohe Ergebnis der Linken gewesen. Einen Grund dafür sieht er in den Themen der Partei. „Die Linke ist sehr auf Miteinander und sozialen Ausgleich aus, was viele junge Menschen anspricht.“ Auch seien hohe Mietpreise ein Thema, das viele junge Menschen beschäftige, aber von vielen Parteien im Wahlkampf zu wenig besprochen werde. Einen anderen Grund für den Erfolg der Linken sieht er in ihrem Erfolg auf Social Media. Dort seien vor allem zwei Parteien sehr aktiv: die AfD und die Linke. Die Spitzenkandidatin der Linken, Heidi Reichinnek, erreicht auf Tik Tok ein Millionenpublikum. „Das ist vielleicht auch eine Aufforderung an die anderen Parteien, da mal nachzuziehen“, findet Piesch.

Die U-18-Wahl zeige, „dass sich junge Menschen sehr stark für Politik interessieren“. Die Ergebnisse sollten zu Gesprächen führen, findet Piesch, um den Blick auf die Themen zu lenken, die den jungen Menschen wichtig sind.

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