Jubiläum in Fürstenfeld:Knirschender Kabarettabend

Eigentlich sollte es bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Veranstaltungsforums Fürstenfeld lustig zugehen - bis die Grußredner kamen.

Gerhard Eisenkolb

Lustig wollten am Sonntagabend bei der Jubiläumsfeier Zehn Jahre Veranstaltungsforum Fürstenfeld alle sein, die auf der Bühne standen: der OB Sepp Kellerer, Norbert Leinweber und Christine Hohenbleicher als Gastgeber und die Künstler. Dafür, wie die jeweilige Darbietung ankam, gab es einen einfachen Gradmesser - den Applaus der ausschließlich geladenen Gäste im Stadtsaal. Beim Publikum schnitten die Künstler, allen voran der Kabarettist, Nörgler und Grantler Christian Springer als Kassier "Fonsi vom Schloss Neuschwanstein" mit Abstand am besten ab. Das Jubiläumsfest war ein gelungener Kabarettabend, der allerdings durch das Pflichtprogramm - also die Geburtstagsansprache des OB sowie die darauf folgenden Dankesorgien der erfolgsverwöhnten Geburtstagskinder - buchstäblich zerhackt wurde.

"Fonsi" genügte meist ein Satz, um den Schalter in Richtung anspruchsvoller Unterhaltung umzulegen. Nachdem das Publikum erfahren hatte, wie viele Abonnenten die einzelnen Veranstaltungsreihen haben, stürmte der Kabarettist die Bühne mit den Worten: "Bevor ihr euch bei jedem Abonnenten einzeln bedankt." Auch OB Sepp Kellerer bekam sein Fett weg. Als Festredner hatte er die Geschichte des Veranstaltungsforums alphabetisch von A (Amper) bis Z (Zisterzienser) erzählt. Dabei kam nach Ansicht von Springer der Kurfürst Max Emanuel zu positiv weg. "Den hätte ich weggelassen", rief der Kabarettist dem Oberbürgermeister zu - denn der Kurfürst habe an Großmannssucht gelitten, so wie dies auch für den einen oder anderen Politiker gelte. Dafür wünschte sich Springer mehr Leute vom Schlage Leinwebers oder Hohenbleichers, damit in der Kultur etwas vorwärts gehe.

Heute ist sogar der Stadtrat da, das ist eine Leistung!" jubelte der "Fonsi" mit Blick auf die den Ehrengästen vorbehaltenen ersten Reihen. Und er ergänzte, es sei gelungen, Dinge zusammenzubringen, die nicht zusammenpassen: "Leute und Kultur." Die altbekannten Lobeshymnen auf Fürstenfeld - "schönes Ambiente hier" oder "alles bestens" - wusste der Überraschungsgast aus München auf seine Art zu kontern. Er berichtete von "Katastrophengeschichten", wie sie Künstler bei Tourneen durch die Stadthallen erleben. Beispielsweise von verschlossenen, ungeheizten Künstlergarderoben ("das ist gut für die Stimme"), die ein Hausmeister aufsperrt, oder von "unverschämten Veranstaltern", die durch Abwesenheit glänzen. Solche Geschichten gibt es laut Springer zu Fürstenfeld nicht. "Bei euch passt es immer", sagte er und dankte im Namen der Künstler. Für jene sei es wichtig zu spüren, dass man ein Gast sei. Und das sei im Veranstaltungsforum immer der Fall.

Zu den eindrucksvollen Überraschungen des Festabends gehörte der Moment, als Leinweber und Hohenbleicher zuerst die zehn Garderobedamen und dann alle Mitarbeiter von der Haustechnik bis zum Hausmeister auf die Bühne baten und damit der Festversammlung vor Augen führten, welchem Team sie die Erfolgsgeschichte von zehn Jahren Fürstenfeld mit insgesamt 2,5 Millionen Besuchern zu verdanken haben. Zu erfahren war auch, wie in Fürstenfeld Glück definiert wird: "Glück ist, wenn es gelingt, das Publikum zu begeistern." Das war am Sonntag der Fall. Eine andere Definition lautet: "Glück ist, wenn zur rechten Zeit ein Feuerchen lodert" - das war eine Anspielung auf den Brand, der den Abriss eines Teils der denkmalgeschützten Klosterökonomie und den Bau des Stadtsaales erst ermöglichte. "Happy Birthday" sang der "Don Camillo Chor" aus München - ein Part, den vielleicht auch ein Brucker Chor hätte übernehmen können.

Eine Ankündigung des "Fonsi" erfüllte sich nicht. Nach zwei Stunden sagte er: "Wir werden g'scheit feiern. Ein Rausch, an den man sich erinnern kann, ist kein g'scheiter." Den Sektempfang aber hatte es wohlweislich schon vor dem Programm gegeben, danach war die Theke geschlossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: