Süddeutsche Zeitung

Jubiläum:Ein Potpourri zum Jubiläum

Die Germeringer Stadthalle feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Musiknacht. 1200 Besucher machen mit

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Eine Musiknacht ist immer eine Art Potpourri. Doch vier Stunden Musik, Show und Tanz sind immer auch ein Ausweis, welches musikalische Leben in einer Stadt steckt. Die Germeringer Musiknacht macht allzu deutlich: Das musikalische Leben pulsiert gewaltig. Das liegt natürlich auch an den räumlichen Möglichkeiten, die die Stadthalle bietet. Wenn sie diese umfassend zur Verfügung stellt, wie an diesem Abend geschehen, ist das Ergebnis beeindruckend. Die zusätzliche Bühne auf dem Therese-Giehse-Platz vor der Stadthalle erwies sich an einem lauen Sommerabend zudem als Publikumsrenner.

Die Germeringer Besucher - geschätzt 1200 - haben die Stadthalle mit ihren sechs Spielstätten an diesem Abend fest in Besitz genommen. Angesichts dieser großen Resonanz läuft auch Stadthallenchefin Medea Schmitt spürbar froh durch ihr Refugium. "Wir haben eine Hymne bekommen", sagt sie sogleich freudig erregt. Das große sinfonische Blasorchester Germering hat sie der Stadthalle anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens verliehen, als gerade draußen die örtliche Tanzschule ihr Können demonstriert. Begonnen hat der Abend mit den Talenten der Musikschule Germering, die ihre diversen Gesang-, Klavier- und Gitarrenarrangements vorgestellt haben. Schon jetzt müssen die Besucher schwere Entscheidungen treffen: Wo gehe ich hin? Das wiederholt sich ständig. Denn gleichzeitig tritt die Chorgemeinschaft Unterpfaffenhofen-Germering zusammen mit dem Kammerorchester im großen Orlandosaal auf. Gitarrenklang x 4 präsentiert Gitarrenmusik aus fünf Jahrhunderten im "Nachtasyl" und auf der Freiluftbühne zeigen die Kinder vom TSV Unterpfaffenhofen-Germering (TSV UG), was sie von ihrer Lehrerin Maite Gleißner gelernt haben. Auch wäre der Besuch des "Kloana Hoagart'n" der Parsberger Germering mit Saitnspui und Texten, gelesen von Uschi Sieber und Günter Lederer, zur gleichen Zeit möglich gewesen.

Die Qual der Wahl bestimmt die Musiknacht durchgängig. Voll besetzt ist der Amadeussaal etwas später, als der Konzertchor Germering mit dem Motto "For the Beauty oft the Earth" auftritt. Auffällig ist, dass neben den etwa 40 Sängerinnen nur wenige Sänger auszumachen sind. Die meisten Chöre haben ein Männerproblem, das wird hier offensichtlich. "Ja, uns fehlen vor allem Bassstimmen, aber auch Tenöre haben wir zu wenige", bestätigt Chorleiter Michael Leyk, der auch Kirchenmusiker der Germeringer Stadtkirche ist. Für die Balance im Chor wären mehr Bassstimmen sehr wichtig. "Der Bass trägt den Sound", sagt Leyk, der ein Drittel Männerstimmen in einem Chor für das richtige Maß hält. "Schöpfungsgebot" und "Irische Reise" hat Leyk als die zwei großen Themen des Auftritts ausgesucht. Dem Publikum gefällt der frauendominierte Chorgesang, es spart nicht mit Applaus. Den bekommt auch der Chor Sound Around, der Pop, Rock und Gospel anbieten. Hier stimmt im 25-er-Chor der Anteil der Männerstimmen.

Inzwischen hat die Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr Unterpfaffenhofen ihren Auftritt im Orlandosaal beendet und das Klarinettenensemble spielt im "Nachtasyl". Das Frauentrio D'Parsberger Germering mit Zither, Gitarre und Glockenspiel hat im Fleißner-Raum mehr Zuhörer verdient. Richtig beglückt ist Stefan Schalamon über den Auftritt des Akkordeonorchesters Unterpfaffenhofen, das er 1975 mitgegründet hat. Mit dem Akkordeonlehrer Marko Sevarlic haben sie im April dieses Jahres einen wahren Meister seines Faches als Orchesterleiter verpflichtet. Sevarlic, der die Akkordeon-Meisterklasse in Würzburg besucht hat, wollte zunächst nicht nach Germering kommen. "Bei einer Probe hier hat mich dann die Stimmung sehr begeistert", erzählt er. An diesem Abend haben die 14 Musiker Dvořák gespielt, eine Gershwin-Rhapsodie und ein Ständchen von Winkler. Das Publikum ist begeistert gewesen. Schalamon spürbar aufgekratzt: "Marko ist ein Glücksfall für uns."

Auch um halb elf wandern die Besucher noch von Spielstätte zu Spielstätte. Auf der Bühne draußen wird gerade von Mitgliedern der Tanzschule "Lass mich tanzen" Rumba und Discofox getanzt. Dem jungen Inhaber der Tanzschule, Eric Nahm, geht es vor allem darum, "ein Gefühl für die Musik zu entwickeln". Feste Choreografien stehen in seiner Tanzschule gleich gegenüber der Stadthalle nicht im Vordergrund. Im Orlandosaal passt bei der Stadtkapelle beim "Konzertmarsch" unter der Leitung von Yoko Seidel alles auf den Punkt. Draußen tanzt Maite Gleißner, begleitet von Sängerin Anja Nita und Gitarrist Rudolf Fröschl Flamenco. Gleißner, seit 25 Jahren im TSV UG tätig, steht für Flamenco in Germering. Gleichzeitig ist sie Ausdruck der Vielfalt der Germeringer Musiknacht.

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Quelle:
SZ vom 08.07.2019
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