Seit fast acht Monaten sitzt eine 28 Jahre alte Frau aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck bereits in Untersuchungshaft, weil sie gemeinsam mit einem 46-Jährigen die Jobcenter in Fürstenfeldbruck und München um etwa 230 000 Euro betrogen haben soll. Ihr und ihrem mutmaßlichen Komplizen wirft die Staatsanwaltschaft München gewerbsmäßigen Sozialleistungsbetrug in 18 Fällen und 52 Versuche vor.
Wie der Staatsanwaltschaft München II und das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in einer gemeinsamen Erklärung am Mittwoch mitteilten, hat eine Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck nach einer Anzeige des Jobcenters Fürstenfeldbruck herausgefunden, dass die 28-Jährige und der 46-Jährige nicht nur in Fürstenfeldbruck und München, sondern auch in Freyung-Grafenau, Hof und Altötting versucht hatten, mit falschen Angaben Leistungen zu bekommen. Im Jobcenter Fürstenfeldbruck hatte man sich demnach über eingereichte Mietverträge von Geflüchteten aus der Ukraine gewundert. Die Verträge wiesen „erhebliche Ähnlichkeiten“ auf, wie die Polizei mitteilte.
Die beiden Hauptverdächtigen sollen über soziale Medien zu in der Ukraine lebenden Bürgern Kontakt aufgenommen, ihre Einreise organisiert und sie zum Schein in den Einwohnermeldeämtern angemeldet haben. Nur: Die nach Deutschland gelockten Ukrainer wollten gar nicht bleiben und reisten nach wenigen Tagen zurück in ihre Heimat. Die Mietverträge sollten dazu dienen, Sozialhilfe abzuzocken.
Die schnelle Aufklärung des gewerbsmäßigen Betrugs durch die Polizei habe weiteren Schaden abgewendet, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung. Die 28-Jährige aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck sei am 19. Dezember vergangenen Jahres festgenommen worden. Der verdächtige 46-Jährige ist noch auf freiem Fuß, er halte sich im Ausland auf. Bei Durchsuchungen seien umfangreiches Beweismaterial sichergestellt und die Vermögenswerte der 28-Jährigen eingefroren worden. Die Staatsanwaltschaft erhob Ende Mai Anklage gegen die beiden Beschuldigten wegen gewerbsmäßigem Sozialleistungsbetrugs in 18 Fällen sowie des Versuchs in weiteren 52 Fällen.